Online-Schulung – Teil 1

Als ich mich einlogge, sind die anderen schon Teilnehmer schon da. Ich grüße nicht, winke nur einmal als der Dozent die Namen abfragt, um zu wissen mit wem er es zu tun hat. Lustigerweise machen es mir alle anderen nach und winken auch nur anstatt etwas zu sagen.
Der Dozent sagt, dass er uns aus unseren Komfortzonen holen wird und dass PowerPoint der Tod jeder Präsentation ist. Er hat kaum angefangen, da weiß ich schon nicht mehr wovon er redet und was er von uns will. Zwischendurch versucht er witzig zu sein, was leider irgendwie nicht witzig ist. Ich starre mal aus dem Fenster, mal ins Nichts und manchmal betrachte ich die anderen Teilnehmer. Miss Omelette macht das, was sie scheinbar am besten kann. Sie grinst fast permanent dümmlich vor sich hin. Als hätte sie durch einen Schlaganfall eine Gesichtslähmung, die das Dauergrinsen hervorruft. Hat sie aber nicht. Sie muss anderweitig gestört sein. Ich erfahre, dass Interaktion sehr wichtig ist, dann malt der Dozent einen Kreis. Kurz darauf friert das Bild ein und ich höre ihn nur noch reden, sehe aber keine Bewegungen mehr. Wenig später höre ich auch nichts mehr. Irgendwie sehr angenehm. Eine Weile bleibe ich einfach so sitzen, dann logge ich mich aus und wieder ein. Noch immer nichts zu sehen und zu hören. Allerdings kann ich den Chat benutzen. Also schreibe ich, dass ich nichts sehe und nichts höre. Sofort wirft man mich aus dem Chat. Ich logge mich erneut ein und alles funktioniert wieder. Mir wird erklärt, dass ich meinen Laptop nicht über WLAN verbinden sollte, sondern über eine Kabelverbindung. Vielleicht beim nächsten Mal, heute nicht. Verpassen werde ich kaum etwas. Zwischenzeitlich hat der Dozent zu dem Kreis ein paar Rechtecke gemalt. Noch immer habe ich keine Ahnung, was mir das sagen und bringen soll. Es geht wohl darum, wie man den Online-Unterricht abwechslungsreicher gestaltet. Überzeugt mich nicht, aber ich bin auch der einzige hier, der keinen Unterricht gibt. Miss Omelette grinst weiter mit ihren rosigen Bäckchen in die Runde. Am dritten Schulungstag sollen wir alle einen fünf- bis siebenminütigen Vortrag halten. Dazu auch etwas zeichnen, so voll interaktiv halt. Dazu sollen wir den zweiten Bildschirm anschließen und damit irgendwas optisch präsentieren. Kritzeleien oder auch Kreise und Rechtecke. Ich habe natürlich keine Ahnung, wie man das macht, weil mich das auch nicht interessiert. Hierfür könnte die Chefin mich jetzt beschimpfen und mir erklären, dass ich das schon wissen müsste, aber sie weiß ja noch nicht, das ich davon keine Ahnung habe. Der erste Schulungstag endet ebenso langweilig, wie er begonnen hat. Ich muss mir irgendetwas einfallen lassen, wie ich diese fünf Minuten überstehen kann am dritten Schulungstag. 2008 habe ich mal eine PowerPoint-Präsentation über Autoglas erstellt. Vielleicht lasse ich die einfach ablaufen. Das wäre dann ein wirklich schöner Tod einer Präsentation. Alternativ kann ich auch so tun als hätte ich Probleme mit der Verbindung und warte dann einfach ab bis die Chefin mich, dann absolut zurecht, in die Mangel nimmt, weil meine Präsentation ausgefallen ist. Dadurch entgeht mir zwar vermutlich das tolle Zertifikat, aber ich glaube eh, dass ich langsam zu alt für so nutzlose Zertifikate bin.

2 Kommentare

  1. Du hast mein Mitgefühl. Wer braucht solche Schulungen?! … Mal in deiner Präsentation doch einfach zu den Kreisen und Rechtecken des Dozenten Dreiecke und verkünde dazu banale psychologische Weisheiten wie:
    “Die menschliche Interaktion ist sehr komplex. Menschen sind unterschiedlich und nicht jeder versteht sich mit jedem. Aber Menschen lassen sich ein paar Grundtypen zuordnen: Es gibt Kreismenschen, Rechteck-Menschen, Dreiecke und Menschen, die gar keine feste Form haben. Dazu noch die Unsichtbaren, die ich hier ebenfalls eingezeichnet habe!”

    Lass’ dich einfach von der Figuren-Vorlage bei Word inspirieren. 😉

    Ansonsten kannst du auch das Kommunikationsmodell von Schulz von Thun bringen. Das geht immer.

    • Ich hab eh eine Schwäche für Dreiecke und Rechtecke. Da könnte ich was Unsinniges draus machen. Rein wissenschaftlich natürlich.

      Besagtes Kommunikationsmodell ist ein beliebter Klassiker und immer eine Option. Mal schauen, was es am Ende wird.

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