Mitarbeiter des Monats

Die letzten drei Wochen waren möglicherweise die Arbeitsintensivsten seit ich in diesem Unternehmen arbeite. Oder heißt es für dieses Unternehmen arbeite? Ist auch egal. Jedenfalls hatte ich viel zu tun und natürlich keine wirkliche Unterstützung, weil ich ja alleine hier arbeite seit Monaten. Okay, montags ist Örge hier, aber so wirklich hilft mir das auch nicht weiter. Innerhalb der letzten drei Wochen musste ich fast die komplette Truppe an Arbeitslosen austauschen, lediglich eine Teilnehmerin blieb uns erhalten. 18 Berichte schreiben, 18 neue Leute einladen, 18 Einladungen, Abmahnungen, Kündigungen und dazu ehemaligen Teilnehmern, die wegen irgendwelcher Fragen zwischendurch auftauchten, helfen. Beschäftigungsbestätigungen einholen, kommunizieren und gleichzeitig die aktuellen Leute betreuen. Da kommen Leute wie ich schnell an ihre Grenzen und so kamen die Gäste hier oft zu kurz, weil ich mich quasi in Verwaltungsarbeiten verloren habe. Und zu verwalten gab es einiges. Trotz meiner ausgeprägten Verwirrung liegt die Quote seit einiger Zeit bei etwa 40%, wofür ich nichts kann. Das passiert halt. Die Quote steigt und fällt, wie es ihr gefällt. Daran habe ich mich gewöhnt. Auch daran, dass ich manche Menschen einfach nicht verstehe. Die Dinge passieren einfach und nehmen ihren Lauf. Ich als Jobcoach kann lediglich dafür sorgen, dass hier eine gute Stimmung herrscht und die Leute Bewerbungsunterlagen haben, die nicht komplett beschissen sind. Doch ich schweife ab, denn eigentlich geht es ja darum, wie ich zum Jobcoach des Monats wurde, obwohl es den Titel gar nicht gibt. Vielmehr ist der Titel eine Erfindung, die aber prima zu dem letzten Telefonat mit meiner Chefin passt. Denn als besagte Chefin mich vor ein paar Tagen anrief, fühlte ich mich für einen Moment, also den Bruchteil einer Sekunde, wie der Mitarbeiter des Monats. Und das alles nur, weil ich gelobt wurde und für meine Arbeit einen Bonus bekommen soll, da ich in den letzten Wochen quasi für zwei gearbeitet habe und immer da war und außerdem die Maßnahme verlängert wurde. Dabei kann ich nichts dazu. Ich bin nur täglich ins Büro gefahren und habe dort acht Stunden damit verbracht das zu tun, was ich seit Jahren mache. Nicht mehr und nicht weniger. Dennoch konnte ich die Gunst der Stunde nutzen und habe direkt gefragt, ob ich nicht auch drei Tage Urlaub mehr ab dem nächsten Jahr haben kann. Ohne Diskussionen wurde mir mitgeteilt, dass ich das demnächst schriftlich bekomme. Das ist alles schön, aber auch schräg, denn es ist noch gar nicht lange her, da dümpelte die Quote unter 20% herum und ich war nichts weiter als eine Enttäuschung und verantwortlich dafür, dass hier vermutlich bald die Lichter ausgehen würden. Dass es nicht an mir, sondern an den Arbeitslosen liegen könnte, kam niemandem in den Sinn. Seitdem habe ich nichts an meiner Arbeitsweise verändert, ich bekam nur Arbeitslose, die Lust auf Arbeit und Glück hatten, das Arbeitgeber sie haben wollten. Außerdem war ich damals voll der Arsch, weil ich mich nicht impfen lassen wollte, obwohl es bei der derzeit angesagtesten Impfung auf diesem Planeten gar keine Nebenwirkungen gibt. Mittlerweile waren fast all die Geimpften, teilweise mehrfach, an der modernen Seuche erkrankt und wären ohne Impfung sicher längst verendet. Ein Schicksal, welches mir früher oder später definitiv bevorstehen wird, wenn ich mich nicht endlich impfen lasse. Bis es soweit ist, bleibe ich der ungeimpfte Asi, dessen Quote ihn jetzt fast an die Spitze der besten Jobcoaches aller Zeiten katapultiert hat. Auch das wird sicher ab Oktober, wenn Deutschland wieder strenge Regeln einführt, um unser aller Leben zu retten, sicher wieder anders sein. Da werden ungeimpfte Mitarbeiter wieder ein Dorn im Auge sein und sauer aufstoßen. Ich nehme daher den Bonus gerne an. Da Ungeimpfte in der Regel sterben, wenn die Seuche sie erwischt, könnte es mein letzter Bonus gewesen sein. Wenn in ein paar Monaten wieder alles mies läuft und ich noch nicht verstorben bin, höre ich mir gerne wieder an, wie unfähig ich bin, weil ich weiß, dass es permanent auf und ab geht und das alles eigentlich nichts weiter zu bedeuten hat. Ich kann es so wenig beeinflussen wie die Jahreszeiten, die ebenfalls kommen und gehen. Es ist in etwa so als würde man mich bei schlechtem Wetter dafür niedermachen, dass es kalt ist und regnet und mir bei sonnigem und angenehmem Wetter danken und mich mit Kokosöl einreiben wollen.

So war ich im August für einen Moment ein Mitarbeiter des Monats und bin gespannt, wie lange ich mich daran erinnern werde. Ich würde das vermutlich sogar feiern, aber ich bin zu alt dafür und verstehe das mit dem Feiern einfach nicht.

3 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert