Der Sommer geht

Die Tage werden kürzer, die Nächte länger. Also zumindest optisch und gefühlt und überhaupt. Jedenfalls neigt sich der Sommer, Spätsommer, seinem Ende entgegen, vielleicht ist es auch schon Herbst, je nachdem, wen man fragt. Ich finde das grundsätzlich sehr bedauerlich, weil dunkle Tage auch die Dunkelheit in mir stärker fördern. Dieses Jahr möglicherweise ein bisschen mehr, denn wir leben in üblen Zeiten, mit übler Politik und fragwürdigen Politikern, die quasi eine totale Winterfinsternis heraufbeschwören und alles tun, um diese zu erreichen. Vielleicht streben sie gar nach einer Dunkelheit, die weit über Herbst und Winter hinausgeht. Außerdem, das kommt erschwerend hinzu, war es ein für mich sehr entspannter Sommer. Vielleicht der entspannteste seit Jahren, obwohl ich nicht sonderlich aktiv war. Die Aktivitäten gehen insgesamt seit Erfindung der Corona-Seuche stärker zurück als nötig und geplant. Dieses Jahr waren wir allerdings sehr häufig Eis essen, viel häufiger als in den Jahren zuvor. Dafür waren wir selten Mittag- oder Abendessen, ein Trend, der sich sicher fortsetzen wird, weil es bald wieder strenge Corona-Regeln geben wird, denen wir aus dem Weg gehen wollen, weil obendrein alles immer teurer wird und vermutlich auch, weil immer mehr Restaurants schließen werden. Aber der Sommer, der hat gut getan. Der Natur vermutlich nicht, aber das liegt nicht an mir. Nun ist er aber irgendwie vorbei dieser Sommer in dem ich sogar Sex hatte. Sommersex sozusagen. Überraschend, spontan, befriedigend. Ob es, sollte es nochmal einen Sommer geben, nochmal vorkommen wird, dass mir so etwas passiert? Schwer vorstellbar. In diesem Sommer hätte ich sogar ein wenig Geld sparen können, habe ich aber nicht, weil es theoretisch ja der letzte Sommer sein könnte, wozu also sparen? Für die nächste Rechnung? Nö. Über Nachzahlungen für die Energiekosten mache ich mir Gedanken, wenn es soweit ist. So etwas hätte mir nur die Stimmung versaut. Also habe ich mir immer etwas gegönnt. Luxusgüter, die keiner braucht, die ich aber haben wollte. Natürlich keine echten Luxusgüter, sondern halt persönlicher Luxus. Einfach weil ich es mir wert bin und diese ganzen Katastrophennachrichten seit zwei Jahren nerven und mich zermürben, wenn ich es zulasse. Dazu ist/war der Sommer zu schade. Der Sommer, der bald endet oder schon vorbei ist. Vielleicht lässt sich die Entspanntheit mit in den Herbst nehmen, dann mache ich das, wenn ich kann. Nur Eis essen werde ich sicher weniger, weil ich immer so schnell friere. Das möchte ich nicht. Solange es aber noch geht, werde ich weiter Eis essen gehen und Fotos davon machen, um mich daran zu erinnern, wie viel Eis ich im Sommer 2022 gegessen habe. Vielleicht war der Sommer 2022 der letzte Sommer in dem ich es mir noch leisten konnte. Vielleicht ist im nächsten Sommer nichts mehr so, wie es einmal war.

9 Kommentare

  1. Die gedrückte Stimmung lese ich heraus, auch die aktuelle Ungewissheit gepaart mit dem Wissen, dass es gerade völlig falsch läuft. Ich verstehe Sie so gut und sehe es genauso.

  2. Kann mich da nur anschließen. Das Gefühl dass derzeit politisch seltsames und untragbares vor sich geht begleitet mich schon länger. Fühlt sich an wie am Rande einer Klippe entlangzuspazieren und nicht so genau zu wissen wann der Boden nachgibt. Daher hab auch ich Momente wo ich nur noch im jetzt lebe weil die Zukunft mehr als vage ist.

    • Es sind wahrlich merkwürdige Zeiten.

      Vielleicht sollten wir es so betrachten. Zukunft ist jetzt. Alles, was danach kommt erstmal nur Fiktion.

  3. Heute habe ich die ersten Marroni gekauft. So unfassbar teuer waren sie noch nie, 5 Franken für 100g. So geht das nicht. Wie sagte Marie Antoinette doch: Wenn sie keine Marroni haben, sollen sie Pralinen essen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert