Der Somalier muss raus

Der Somalier lebt auch weiterhin in einer Sporthalle. Letzte Woche wurde er kurzerhand innerhalb dieser Halle umquartiert. Ein abgetrennter Bereich, in dem vier Betten für vier Leute stehen, ist seine neue Heimat. Wenig erbaulich und fraglich, wie man so leben soll. Da stellt sich natürlich grundsätzlich die Frage, warum man alle Leute ins Land lässt und diese dann in so Unterkünfte steckt. Sein Bruder, der mit seiner Familie in einem anderen Ort wohnt, macht sich Sorgen und fürchtet, dass der Somalier bald durchdreht. Durchaus nachvollziehbar und alles andere als unrealistisch. Der Somalier fällt auch weiterhin regelmäßig hin. Man weiß noch nicht, was die Ursachen sind. Eine Nervenkrankheit, eine Muskelschwäche, beides möglich. Vielleicht ist er auch nur psychisch krank, denn die Wohnsituation ist nun einmal beschissen und da kann man ihm auch keinen Vorwurf machen, die Probleme fangen ja viel früher an. Man kann nämlich nicht einfach ohne Sinn und Verstand Leute ins Land holen, für die man weder eine Verwendung hat, noch Möglichkeiten sie unterzubringen. Mittlerweile hat der Somalier Post bekommen. Die Sporthalle soll wieder zu einer Sporthalle werden und er muss ausziehen. Er soll nachweisen, natürlich mit Belegen, dass er sich um eine neue Wohnung bemüht und er soll auch außerhalb des Ortes nach einer Wohnung suchen. Sein Bruder würde ihn aufnehmen, was an sich eine gute Sache ist, aber, wie ich später von der Ausländerbehörde erfahre, nicht möglich, da der Somalier den Wohnort nicht wechseln darf. Wohnungen gibt es hier aber nicht und das bedeutet im Umkehrschluss, dass er dann möglicherweise auf der Straße landet, weil die Obdachlosenunterkunft meist voll ist. Dies teile ich unverzüglich der Ausländerbehörde mit und man findet es auch nicht gut, aber letztlich entscheidet die Bezirksregierung, ob der Somalier in einer anderen Stadt leben darf. Die Ausländerbehörde wird die Bezirksregierung informieren und dann sehen wir, was passiert. Später erfahre ich, dass es einen Antrag auf Änderung oder Aufhebung der Wohnsitzzuweisung gibt. Endlich kommt etwas Abwechslung in meinen Arbeitsalltag. Fast wie damals bei der AWO, da gab es öfter spannende Fälle. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Noch sind es sechs Wochen, bis der Somalier raus muss.

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