Damals 2014 – Der Tod einer Fliege

Was ich gar nicht mag, sind ungebetene Gäste in Form von Spinnen, Käfern oder auch Fliegen. Aus diesem Grund habe ich vor allen Fenstern Fliegengitter und am Balkon eine Fliegengittertür. Dennoch gelangen immer wieder ungebetene Gäste zu mir vor. Zum einen liegt es an der Tür, welche nicht perfekt schließt, zum anderen an der List dieser kleinen Biester, die sich mal durch die Wohnungstür, mal durch die Balkontür, wenn ich raus- oder reingehe, in meine Wohnung begeben. Kriechtiere fange ich, wenn möglich, und bringe sie persönlich raus. Allerdings niemals ohne sie darauf hinzuweisen, dass ich sie töten muss, wenn sie immer und immer wiederkehren. Natürlich ist diese Drohung quatsch, da ich die Viecher nicht unterscheiden kann und gar nicht weiß, ob sie zum ersten Mal in meiner Wohnung sind oder ob ich sie schon mehrfach ermahnt und rausgeworfen habe. Fliegen sind die nervigsten Gäste, weil sie sich nicht wirklich einfangen lassen. Daher muss ich sie immer irgendwie Richtung Tür treiben, um sie in einem günstigen Moment durch diese loszuwerden. Die Fliege, die aus unerklärlichen Gründen gerade um mich herum schwirrt, hält gar nichts von meinem Plan. Sobald ich eine Tür öffne, fliegt sie zurück in die Wohnung, anstatt diese zu verlassen. Das macht mich wütend, weshalb ich sie beschimpfe, nachdem das gut zureden so gar nichts gebracht hat. Wenig überraschend bringt das mit dem Schimpfen auch nichts, weshalb ich ihr erlaube, die Nacht in der Wohnung zu verbringen, wenn sie mich nicht nervt und am nächsten Morgen auszieht. Sie scheint einverstanden und ich gehe ins Bett. Und schon geht es los. Das kleine Mistvieh schwirrt um meinen Kopf herum, summt dabei penetrant und scheint einen Mordsspaß zu haben. Ich hingegen habe keinen Spaß. Ich erkläre ihr, dass es so nicht geht und sie gefälligst in einem anderen Zimmer umherfliegen soll, weil es Schlafenszeit ist und wir eine Vereinbarung haben. Sie indes denkt nicht daran, endlich Ruhe zu geben und ignoriert meine Worte. Ich richte mich auf und verpasse ihr eine Ohrfeige. Und siehe da, man glaubt es kaum, es herrscht Ruhe.

Am nächsten Morgen entdecke ich die Fliege in der Küche, was mir sehr missfällt. Ich wette, sie hat auf mein Obst gekackt. Das finde ich widerlich, weshalb ich sie an unsere Abmachung, von der sie nichts zu wissen scheint, erinnere. Zur Belohnung fliegt sie eine Runde um mich herum und verschwindet ins Wohnzimmer. Ich eile ihr hinterher, um sie energisch aus der Wohnung zu werfen. Sie interessiert sich allerdings so gar nicht für meinen Plan. Stattdessen fängt sie an, mich zu verarschen. Sie setzt sich, ich versuche sie Richtung Tür zu schicken, sie fliegt weiter und macht mich wütend. Das ist meine Wohnung und sie hat hier lange genug gewohnt und mit Sicherheit überall hingeschissen. Das will ich nicht. Ich beschimpfe sie und verpasse ihr eine Ohrfeige, was sie allerdings wenig beeindruckt. Jetzt habe ich genug und sage ihr, dass sie stirbt, wenn sie nicht unverzüglich verschwindet. Als Zeichen ihrer Missachtung fliegt sie wieder in die Küche. Ich verpasse ihr erneut eine Ohrfeige. Sie landet auf der Spüle, taumelt und sieht fertig aus. Damit hat sie nicht gerechnet. Benommen versucht sie sich aufzuraffen, als ich sie mit einem Werbeprospekt erwische. Ihr Kopf zerplatzt, die Gedärme, oder was auch immer das ist, spritzen raus und ein Flügel bricht ab. Ganz klar endet hier eine völlig sinnlose Auseinandersetzung in einem Blutbad. Und das alles nur, weil sie so stur sein musste. Aber ich hatte sie gewarnt. Ihre matschigen Überreste spüle ich die Spüle runter, wische ihre Blutflecke ab und gehe meinem üblichen Tagesablauf nach. So weit hätte es niemals kommen müssen, wenn die Fliege nicht so engstirnig gewesen wäre. Ich hoffe, es war ihr eine Lehre.

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