Die Rückkehr des essgestörten Psychos

Nachdem ich in den letzten drei Tagen ewig gebraucht habe, um einzuschlafen, bin ich am Donnerstagabend ziemlich platt und versuche nicht zu viele Gedanken in meinem Kopf kreisen zu lassen damit ich schnell einschlafe. Es gelingt tatsächlich, doch kurz nach Mitternacht werde ich wach und der Spaß beginnt. Zu dem Gedankenkarussell in meinem Kopf gesellen sich rasch Magen- Darmprobleme und ich wälze mich hin und her. Irgendwann will ich aufstehen, weil das hin und her wälzen nichts bringt, doch dazu bin ich zu schwach. In meinem Kopf dreht sich alles um die Arbeit. Irgendwas habe ich nämlich falsch gemacht und bis zum Feierabend nicht lösen können. So etwas macht mich wahnsinnig, ungeregelte Dinge sind nichts für mich. Wie ein Kreis, der nicht geschlossen ist. Im Kopf gehe ich alle Optionen durch, was aber sinnlos ist, weil es jetzt zu nichts führt. Wenn ich einen Job mit noch mehr Verantwortung hätte, könnte ich vermutlich keine Nacht mehr schlafen, weil ich bei Problemen nicht loslassen kann. In der Welt der Roboter würde man mich auseinanderbauen und entsorgen, weil ich nicht ordnungsgemäß funktioniere. Als Mensch bleibt einem das zumeist verwehrt. Schade eigentlich. Als würden mich solche Gedanken irgendwie weiter bringen. Mittlerweile ist es nach 01.00 Uhr und ich bin von der Situation genervt, was auch wenig hilfreich ist. Dennoch schlafe ich später ein, aber nicht gut und bin total bematscht als der Wecker mir ein Zeichen gibt aufzustehen. Dass Schlafmangel und zu viele Gedanken nicht gut für mich sind, bekomme ich beim Frühstück deutlich zu spüren. Ich muss mich regelrecht zwingen zu essen und während des Essens wird mir so schlecht, dass ich fürchte mich übergeben zu müssen. Genau das braucht man als Essgestörter.

Im Büro bin ich so beschäftigt, dass alles läuft und als das Problem endlich gelöst ist kann ich auch essen. Erst zu Hause geht es langsam wieder los. Essen widert mich an, doch wenn ich nicht esse ist mein Zustand noch schlechter als wenn ich mich zwinge zu essen. Das Problem werde ich in diesem Leben nicht mehr los. Dazu das Kopfkino. Super Sache. Später bei Let´s Dance bin ich gut abgelenkt und es geht mir besser nachdem ich auf der Toilette war. Die folgende Nacht hingegen ist der nächste Tiefpunkt, obwohl ich gut einschlafe und vier Stunden bewusstlos im Bett liege. Dann allerdings geht es los, Darmkrämpfe kommen zu Besuch, zwingen mich auf die Toilette und halten mich in den nächsten Stunden davon ab wirklich zu schlafen. Mein Kopf sagt, ich bin verloren und dass da nichts mehr zu machen ist, weil der Darm voller Tumore oder Parasiten oder was auch immer ist und es jetzt zu Ende geht. Qualvoll bis zum Schluss. Ich frage mich, wieso in meinem Kopf so ein Schaden entstanden ist. Hilfreich ist dieser Wahnsinn echt nicht. Als ich aufstehen muss, ekel ich mich logischerweise davor Essen zu müssen, weil mein Körper nicht will, dass ich etwas esse. Beste Voraussetzungen also für einen schönen Tag. Und ausgerechnet heute ist die traditionelle Geburtstsgsrunde. Bei all dem Mist ist es wenig tröstlich, dass ich zu alt bin, um jung zu sterben.

Sonja, eine frühere Arbeitskollegin, fragte mich irgendwann mal, warum ich nicht saufe, wenn ich alles so scheiße finde. Ich antwortete sinngemäß, dass ich das ganze Leid richtig spüren will und Alkohol ist dabei nicht wirklich förderlich. Man erkennt, ich habe mehr als nur einen Schaden. Leiden bei vollem Bewusstsein, mehr kann man wirklich nicht verlangen.

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