Fünf gehen essen in Zeiten des Coronavirus

Pünktlich um 18.00 Uhr sitzen wir fünf im Ristorante Gallo in Herne. Als wir Ende Januar planten uns etwa alle drei Monate zu treffen hatten wir noch keine Ahnung vom Coronavirus. Heute können wir vermutlich immer noch nicht behaupten wirklich Ahnung vom Coronavirus zu haben, wir wissen aber, dass nichts mehr ist, wie es mal war. Selbst wir sind nicht mehr, wie wir waren. Wir sind jetzt älter und tragen Masken. Das Essen, zumindest mein Essen, ist gut. Die anderen frage ich nicht nach ihren Essen. Aber keiner beschwert sich oder meckert herum. Es wird viel über die Arbeit geredet, aber auch gelacht. Manchmal betrachte ich auch nur die Situation und finde es durchaus abstrus, dass ausgerechnet ich an einem Tisch sitze an dem auch ich über den Job Rede. Über vier Jahre mache ich das schon und im Gegensatz zu den drei Frauen kann ich mich nicht beklagen und diesbezüglich auch nichts zu dem Gespräch beitragen. Ab und zu werfe ich etwas Lustiges ein und irgendwann wird das Gespräch etwas anzüglich, was die Stimmung nochmal anhebt. Menschen um die 50, Jens mal ausgenommen, reden über Sex. Im Gegensatz zu mir haben die alle vermutlich auch noch Sex. Abgesehen davon finde ich es voll lustig. Die Geschichten über meine Nachbarn, die täglich mehrfach sexuelle Handlungen miteinander vornehmen, finden auch alle witzig. Wir überlegen kurz, ob wir wie im Film Perfetti Sconosciuti, unsere Smartphones auf den Tisch legen und alle Nachrichten, die uns in der Zeit erreichen von den anderen vorlesen lassen. Weil wir den Vorschlag nicht ganz ernst nehmen, verschieben wir es auf unser nächstes Treffen, was wir aber auch nicht ernst meinen. Als zwei Stunden um sind bezahlen wir, Kirsten bekommt noch zwei Pizzen für ihre Kinder, und verlassen das Restaurant. Draußen schlägt Kirsten vor, dass wir noch in der Dunkelheit einen Cache im Park suchen. Da ich meine guten Lederschuhe anhabe ist das keine so gute Idee, weshalb ich zustimme mit in den Park zu kommen. Die anderen verabschieden sich, Kirsten wechselt ihre guten Schuhe gegen Turnschuhe und schon stehen wir irgendwo im Matsch im Park und suchen einen Cache, den wir nicht finden. An dieser Stelle erwarten sowohl Loerz, Agnes und noch einige andere sicher, dass wir nicht nur nach einem Cache suchen, was wir aber ausschließlich tun bis wir irgendwann aufgeben und zurück zu unseren Autos gehen. Mir tut es leid, dass ihre Kinder später kalte Pizza essen bekommen, aber ich fand die Idee mit dem Cachen bei totaler Finsternis irgendwie witzig.

Später putze ich mir im Hausflur auf den Fußmatten ordentlich die Schuhe ab, weshalb die Matten im Anschluss komplett versaut sind. Meine Schuhe muss ich dennoch unverzüglich putzen, weil man mit derartigen Schuhen nicht so umgehen sollte. Wie die Matten im Coupé aussehen, möchte ich lieber nicht wissen, werde es aber spätestens morgen sehen. Falls die Weihnachtsfeier des Unternehmens, wovon wir dank Corona ausgehen, ausfällt, gehen wir fünf vielleicht zu einem gemeinsamen Weihnachtsessen. Vielleicht kommt aber auch alles anders und wir gehen nie mehr zusammen aus. Wer kann das heute schon wissen? Ich jedenfalls nicht.

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