Damals 2007 – November

Jede kleine Veränderung kann etwas in Gang setzen, was langfristige Folgen hat. Ich glaube, so etwas passierte im November 2007.
Nachfolgend gibt es wie üblich drei Texte von damals zum nachlesen. Viel Spaß dabei.


Supervisorin
Einmal in der Woche gibt es bei der Supervisorin, die Gisa mir empfohlen hat, eine kostenlose, offene Sprechstunde. Während ich die Treppen zu den Räumlichkeiten hinauf steige, frage ich mich, was eine Supervisorin eigentlich ist und ob es sich bei Supervision um Visionen handelt, die so super sind, dass man tatsächlich glaubt, sein Leben wäre nun besser. Aber vermutlich ist alles ganz anders als ich es mir gerade überlege.

Die Supervisorin ist sehr klein und wirkt ein wenig ökologisch angehaucht. Vielleicht auch wie eine Hippiefrau. Ich mag mich da nicht festlegen, weil ich von so etwas eh keine Ahnung habe. Nach kurzer Begrüßung werde ich gefragt, was meine Probleme sind und sofort bin ich überfordert, denn meine Probleme sind vielfältig und meiner Meinung nach nicht zu beschreiben. Jedenfalls nicht von mir. Und so erzähle ich, dass ich mit meinem Leben nix anzufangen weiß, keine Ziele habe, kein Selbstbewusstsein habe und mich irgendwie Scheiße und nutzlos fühle. Selbst dabei komme ich mir ziemlich unwürdig und dumm vor. Etwa eine Stunde sitzen wir zusammen und ich bin nicht sicher, was ich hier tue und was es zu bedeuten hat. Kann diese fremde Frau mir zurück in die Spur helfen oder bin ich ein hoffnungsloser Fall? Nächste Woche reden wir weiter. Ich bin gespannt.

26 jährige Frau fühlt sich wie 15

Während ich mich meiner Enttäuschung hingebe tanzt Sam fröhlich auf der Tanzfläche vor sich hin. Ich sitze auf der Bank und beobachte die Frau mit der Mütze, als die blonde Frau mit dem breiten Hintern auf mich zukommt, sich neben mich setzt und anspricht. Ich bin völlig irritiert und frage mich, was hier jetzt abgeht. Ich glaube, die Frau hat etwas getrunken, was mich absolut nicht stört. Tatsächlich schaffe ich es, mich mit ihr zu unterhalten. Die Tatsache, dass sie rasch Körperkontakt sucht, lässt nur eine Schlussfolgerung zu. Die baggert mich an. Um ganz sicher zu gehen, erzähle ich ihr, dass Sam ein toller Typ ist. “Willst Du mich an den vermitteln?” – “Ich vermittle Dich an jeden, an den Du vermittelt werden willst. Ich kann das gut.” Kurze Zeit schweigt sie. Dann sagt sie: “Ich will an Dich vermittelt werden.” – “Das ist zu einfach.” Mehr kann ich nicht sagen. Irgendwie hat ihre Aussage mir vorübergehend die Sprache verschlagen. Ich muss mich sammeln und so schweigen wir einige Zeit. Noch bevor ich irgendetwas Unsinniges oder Witziges sagen kann, rückt sie mir verdammt nah auf die Pelle. Ein Kuss scheint jetzt unvermeidlich, aber zum Glück bin ich ein Meister darin Dinge, die unvermeidbar erscheinen, zu vermeiden. Findet sie sichtbar nicht so gut und ich bereue auch sofort, dass ich sie nicht geküsst habe, denn schließlich gibt es solche Chancen viel zu selten. Da darf man nicht eine Sekunde zögern. Nun muss ich versuchen die Situation zu retten und eine zweite Chance zu bekommen. So biete ich ihr an, sie später nach Hause zu bringen. Sie sagt, dass sie es sich überlegt und ihre Arbeitskollegen fragt, was die noch vorhaben. Kaum hat sie das gesagt, ist sie auch schon verschwunden. Ich bin echt zu kompliziert. Anstatt sie zu küssen, sitze ich nun alleine hier rum, weil sie möglicherweise ihre Kollegen fragt oder einfach genug von mir Depp hatte. Wenige Minuten später kommt sie tatsächlich zurück und erzählt mir etwas von älteren Männern, die sich scheinbar nicht entscheiden können. Ich glaube, sie meint mich. Für eine 26jährige ist man mit 37 halt ein älterer Mann. Weil ich mich, wenn ich jetzt anfange etwas zu sagen, nur um Kopf und Kragen reden würde, schweige ich. Sie ist erneut nah genug, um geküsst zu werden. Küssen ist eh besser als reden. Und schon beuge ich mich zu ihr rüber und küsse eine Frau, die ich erst seit wenigen Minuten kenne, was spürbar gut für mich ist und unverzüglich für eine Erektion sorgt. Warum kann das nicht jede Woche so sein? Doch kaum haben wir angefangen uns zu küssen, ist es auch schon Zeit sie nach Hause zu bringen. Und weil ich ja mit Sam hier bin, muss er natürlich mit. Auf dem Weg zum Auto ist er ganz aufgeregt und erzählt mir etwas von einem Dreier. Wir sollen zu ihm fahren und sie dann gemeinsam vernaschen. Dreier haben mich nie sonderlich interessiert, besonders dann nicht, wenn bei dem Dreier zwei Männer anwesend sind, ich teile nämlich nicht gern und möchte auch keinen Mann in meinem Bett haben. Da spielt es auch keine Rolle, ob es tatsächlich mein Bett ist. Sam lässt allerdings nicht locker. Die Idee eines flotten Dreiers lässt ihn absolut nicht los. Als wir bei ihm angekommen sind, steigt er dann auch nicht aus, sondern schlägt vor, dass wir noch etwas bei ihm trinken und uns dann etwas vergnügen. Ich sage den beiden, dass so etwas für mich nicht in Frage kommt, lasse ihr aber die Wahl, ob sie nun lieber mit Sam rein geht oder von mir nach Hause gebracht werden will. Sie will mich. Sam darf aussteigen und die Nacht alleine verbringen. Das ist ziemlich verrückt, wie ich finde. Kurz bevor wir bei ihr ankommen, teilt sie mir mit, dass sie mich nicht mit nach Hause nehmen kann, weil sie erst vor kurzem zurück zu ihren Eltern gezogen ist. Das ist blöd, aber verständlich. Ich sage ihr, dass ich sie auch nicht mit zu mir nehmen kann, weil ich kürzlich vorübergehend zurück zu meinen Eltern ziehen musste. Lügen kann ich echt gut und überzeugend. So bleiben wir noch eine Weile im Auto sitzen und küssen uns. Sie sagt, dass sie das Gefühl hätte, wir beide wären 15. Das wird auch langsam zu einem Klassiker. Frauen, die mit mir im Auto sitzen, fühlen sich immer verdammt jung. Ich glaube mittlerweile, dass das nicht an mir, sondern an meinem Auto liegt. Mein Auto scheint eine Art Jungbrunnen zu sein. Da habe ich mir wohl den richtigen Wagen gekauft. Wir küssen uns weiter und ich fasse ihre Brüste an. Die sind verdammt groß. Sie findet mein Gegrapsche allerdings etwas unangebracht, was sie mir auch unverzüglich mitteilt. Sofort höre ich damit auf und wir küssen uns noch eine Weile, ohne dass ich ihre Brüste genauer untersuche. Küssen mit ihr macht mir großen Spaß. Meine prächtige Erektion interessiert sie leider überhaupt nicht und bringt mir deshalb nichts. Vermutlich bekommt sie davon nicht einmal etwas mit. Schade, denn so ist die Erektion irgendwie unnütz. Weil wir nicht ewig hier sitzen und uns küssen können, kommt irgendwann der Zeitpunkt, um uns zu verabschieden. Keiner fragt den anderen nach der Telefonnummer und ich sage, dass wir uns bestimmt mal wieder im FZW sehen. Dann steigt sie auch schon aus und ist weg. Es war schön mit ihr. Ich gehe davon aus, dass wir uns nicht wieder sehen.

Mein erster Schultag
Das erste, was mir in Erinnerung bleiben wird von meinem ersten Schultag der Umschulung, ist die Parkplatzsuche. Ich fahre langsam die Straße entlang, als an einem geparkten PKW die Tür geöffnet wird. Der Fahrer streckt seinen Kopf heraus und kotzt direkt vor meinen Augen auf die Straße. Ein wirklich herrlicher Anblick, wie es so aus ihm heraus schießt. Schöner kann ein Tag kaum beginnen. Ob das ein Zeichen ist? Als ich meinen Wagen geparkt habe und an der Schule ankomme erblicke ich drei Menschen. Einen irgendwie verwahrlosten Mann und zwei dicke Frauen. Eine von denen ist so mächtig, dass ich keine Worte dafür finde. Eine Art Walross in Kleidern. Ich kann mir einerseits nicht vorstellen, dass die mit mir eine Umschulung machen, andererseits würde es passen. Und es passt, denn wenige Minuten später sitzen wir gemeinsam in einem der Unterrichtsräume und ich bin entzückt.

Insgesamt sind wir 21 Umschüler, darunter zehn Frauen. Wirklich überzeugen kann mich auf Anhieb keine von denen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Dummerweise habe ich schon jetzt das Gefühl, dass ich erneut etwas angefangen habe, was ich hassen werde.


Was es sonst noch für spannende Erlebnisse im November 2007 gab, kann hier nachgelesen werden.

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