Oberwesel – Tag 1

Traditionell putze ich am Abreisetag die Wohnung. Dabei fällt mir auf, dass die Blumen für den Balkon noch in der Dusche stehen. Da ich das nicht ertrage, beginne ich mit dem umtopfen und versaue dabei das Bad komplett. Um die Aktion auf dem Balkon durchzuführen ist es nämlich viel zu windig. Zum Glück reicht die Blumenerde nur für drei Pflanzen. Die beiden anderen sind nach meiner Rückkehr dran. Anschließend bringe ich das Bad in einen akzeptablen Zustand, mache Pommes im Backofen und bin erstaunt, dass das Wetter nicht so furchtbar wie angekündigt ist. Anschließend bringe ich das Coupé in die Garage und nehme den Benz mit. Es ist zwar kein angemessenes Benz Wetter, aber das Coupé ist unbequem und geht immer wieder aus. So reise ich wenig später in meinem 29 Jahre alten Benz auf seinen 8 Jahre alten Allwetterreifen nach Oberwesel. Als der Tacho vom Benz 200.000 Kilometer anzeigt ist klar, dass dies ein historischer Urlaub wird. Die Fahrt verläuft zunächst entspannt und von Regen keine Spur. Meist fahre ich nicht schneller als 100 km/h, weil es zu voll ist und ich in einem Benz sitze. Erst als es anfängt zu regnen bin ich nicht mehr so entzückt, aber im Benz zu Reisen ist einfach göttlich. Um mich herum scheinen einige Autofahrer alles andere als entspannt, sie fahren dicht auf, drängeln, scheren direkt vor mir ein und stören mein Dahingleiten so gut sie können. Manchmal muss ich sogar spontan bremsen, weil vor mir irgendwer Unsinn macht. Doch ich habe Verständnis für die Leute ihn ihren Polos, Corsas, Golfs und anderem Gedöns. Das sind halt keine Fahrzeuge, um entspannt von A nach B zu fahren. Vielleicht sind die Fahrer aber auch nur grundsätzlich unentspannte Menschen oder haben anderweitig einen an der Klatsche.

Meine Ferienwohnung liegt in einer engen Einbahnstraße ohne Parkmöglichkeiten. Da ich nicht noch eine extra Runde drehen will, rufe ich den Hauswart an und frage, wo ich parken kann. Er sagt, ich solle warten und ist wenige Minuten später da. Ich darf zum ausladen kurz vor der Tür parken, was ich sehr anständig finde. Als wir die Wohnung betreten, denke ich, dass der Flur nicht der Flur der Wohnung, sondern der Flur zur Wohnung ist, denn der Flur ist ungefähr so groß wie meine ganze Wohnung. Ich bin ganz aus dem Häuschen und habe sogar eine Badewanne für mich und die vier Enten, die mit mir verreist sind. Nachdem ich alles kurz gesehen habe, parke ich den Benz ein paar Meter weiter, was aber nur bis morgen um 07.00 Uhr erlaubt ist. Ich muss mir was einfallen lassen. Doch bevor ich mich darum kümmere erwärme ich mir die mitgebrachte Gulaschsuppe. Ich werde scheinbar immer besser, was meine Vorbereitung angeht. Nachdem ich gestärkt bin, will ich mir einen Parkplatz suchen, doch leider habe ich absolut keinen Empfang mit meinem Smartphone, so dass ich über eine halbe Stunde hin und herfahre. Überall ist parken nur kurz möglich.

Schließlich finde ich am Bahnhof die Möglichkeit mir ein Tagesticket zu holen, werfe einen Euro in den Automaten, will gerade den zweiten Euro nachwerfen, da habe ich schon das Ticket bis 00.30 Uhr ausgedruckt vor mir. Dabei steht an dem Automaten ganz deutlich, erst Tagesticket wählen, dann zwei Euro einwerfen. Ich sollte erst lesen, dann handeln. Es stört mich weniger, dass ich einen Euro vergeudet habe, sondern vielmehr, dass ich nur noch einen Euro habe. Frustriert klettere ich zurück in den Benz und sehe am Ende des Parkplatzes ein älteres Ehepaar, die mir entweder Geld wechseln können oder wissen, wo ich Geld wechseln kann. Die netten Leute wechseln mir zehn Euro und somit habe ich sechs Euro für den Automaten und kann drei Tage überbrücken. Den fünf Euro Schein werde ich auch noch gewechselt kriegen für den letzten Tag. Wenig später habe ich das Ticket und der Benz einen Parkplatz. Eine Minute später gefällt mir der Parkplatz nicht mehr und ich parke den Benz so, dass keiner mehr neben ihm parken kann. Das müsste bis Donnerstag gehen.

Es folgt der erste Erkundungsgang durch Oberwesel. Sehr schöner Ort, hier kann ich sicher viel wandern, wenn das Wetter mitspielt. Im Moment ist es fast angenehm, abgehen davon, dass ich wieder mal zwei Jacken anhabe. Das scheint ein Klassiker meiner Urlaube zu werden. Zwei Jacken, aber kein Internet, so werde ich nicht geoachen können, obwohl das eigentlich eine schöne Urlaubstradition ist..

Gegen 21.20 Uhr bin ich zurück in der riesigen Wohnung in der ich mehrfach ins falsche Zimmer abbiege, weil die Wohnung einfach zu groß für mich ist. Aber auch irgendwie geil, dass ich mal so wohne, wenn auch nur für ein paar Tage. Zu meiner Freude stelle ich fest, dass ich sowohl Prime als auch Netflix nutzen kann. Ich schaue mir The Woman in the Window an, bin aber zu müde, um zu Ende zu schauen. Umhergeirrt bin ich heute lediglich 5,1 Kilometer. Fast wenig für einen ersten Urlaubstag.

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