Oberwesel – Tag 3

Ein vollkommen unnötiger Schmerz reißt mich gegen 06.00 Uhr aus dem Schlaf. Ich bin irgendwie unglücklich gegen meine rechten Ellenbogen gestoßen und das mag er gar nicht. Das halte ich auch nicht aus bis ich am 14.06. einen Termin beim Chirurgen habe. Auch wird mir die Bandage nicht helfen, da ich sie niemals über den geschwollenen Ellenbogen bekommen werde. Die Beule ist mittlerweile groß wir ein Tischtennisball und scheint ständig zu wachsen, Weil der Schmerz nach einer Weile nachlässt, bleibe ich bin etwa 08.00 Uhr im Bett. Später beim Frühstück schaue ich online nach anderen Chirurgen und werde fündig. Zwei kommen in die engere Auswahl, ich entscheide mich für den bei dem man den Termin direkt online vereinbare kann. Somit habe ich am Freitag schon den Termin. Vielleicht kann er die Flüssigkeit direkt ablassen und ich danach etwas entspannter vor mich hinvegetieren.

Nach dem Frühstück starte ich zu einem Spaziergang. Mir tut alles weh, was aber für einen untrainierten Mann meines Alters vermutlich normal ist. Und Muskelkater geht ja bekanntlich irgendwie weg, wenn man sich einfach weiter bewegt. Wieder einmal lande ich auf einem Weg, der mich immer höher führt. Ab und zu rutsche ich in meinen Wanderschuhen weg, was mir etwas Sorgen macht, da der Weg bergab immer schwieriger ist. Ich komme an einer Stelle mit einem Kreuz vorbei. An dieser Stelle, so steht auf einem Schild, starb ein Mann im Jahr 2004. Ich weiß nicht, ob das ein guter Ort zum Sterben ist, aber wenn es ein schneller Tod war, dann ist es vielleicht gar nicht so schlecht. Immerhin an der frischen Luft und mit guter Aussicht. Möglicherweise hatte der Mann nicht die richtigen Schuhe an und kam zu Fall. Kann mir zum Glück nicht passieren, denn meine Schuhe sind mir Bedacht ausgewählt worden. Irgendwann erreiche ich den höchsten Punkt und frage mich, ob ich tatsächlich die ganze Runde gehen will. Diese erscheint mir arg lang, es scheint gleich zu regnen und irgendwie ist das alles zu rutschig. Spontan mache ich etwas, was eigentlich nicht meine Art ist, ich breche die Rune ab, gehe zurück und wähle dann den einfachen Weg über eine befestigte Straße, weil es mir nicht nur zu glatt ist, sondern mein rechtes Knie absolut nicht abwärts gehen mag und die Schmerzen doch immens sind. Der Regen wird stärker und ich habe leider keine Ahnung in welche Richtung ich gehen muss. Eine junge Frau mit Hund kommt mir entgegen und schaut bewusst weg, was ihr aber nicht hilft, denn ich frage sie nach dem Weg. Sie erklärt mir, dass es einen schmalen Weg direkt nach unten gibt. Ich bedanke mich und befinde mich wenig später auf dem schmalen Weg, der mich direkt zum Startpunkt meiner Reise führen wird. Eigentlich wollte ich das vermeiden und auf der Straße bleiben, aber der Regen missfällt mir dermaßen, dass ich den schmalen Wanderweg nehmen musste. Wie ein wehleidiger Hampelmann humple ich unter Schmerzen den Weg hinab. Für meinen Nachmittagsspaziergang brauche ich Strecken ohne Anstiege, denn sonst komme ich nicht weit. Mal schauen, wie sich das Wetter entwickelt und was mir noch einfällt. Im Kindergarten, der wenige Meter entfernt von meiner Ferienwohnung ist, spielen Jungen und Mädchen draußen gemeinsam Fußball. Alle tragen dabei ordnungsgemäß eine Maske und ich finde das einfach nur krank.

Später teste ich, ob das Wasser für ein Bad heute funktioniert und es funktioniert. Neuer Tagesplan: Jetzt baden, später essen. Die Wanne ist groß und das Wasser heiß, irgendwann ist mir das zu viel, ich Dusche kalt ab und mache mir etwas zu essen. Allerdings mit freiem Oberkörper, weil mir noch immer total warm ist. Gut, dass mich keiner so sehen kann. Ich muss echt trainieren sonst wird es schlimm enden mit mir und meinem Körper.

Weil zu einem perfekten Urlaub gehört, dass ich wenigstens einen Cache finde, mache ich mich auf den Weg, obwohl ich draußen keine Apps nutzen kann, weil ich auch weiterhin keinen Empfang habe. Die Strecke und die Hinweise habe ich mir einfach gemerkt. Bei strahlendem Sonnenschein marschiere ich durch die Gegend und stelle fest, dass ich bin eindeutig zu warm angezogen bin. Derart zu schwitzen ist irgendwie unsexy. Den Cache finde ich tatsächlich und überlege, ob ich noch höher hinaus will, kehre dann aber um, weil mein Schuhwerk mir zu denken gibt und es aussieht als würde es gleich regnen. Wenige Minuten später ist es ist dunkel, frisch und der Regen wird vom Winde über mir verteilt. Der Schirm ist zwar zu bändigen, die Hose aber sehr schnell Regennass. Als ich meine Unterkunft erreiche hört der Regen auf. Ich wechsele Hose und Schuhe und bin wenig später beim Bäcker, um mir etwas Leckeres zu gönnen. Ich glaube, viele Menschen finden meine Art des Urlaubs Todlangweilig, aber zu mir passt es perfekt. Wenn ich es mir leisten könnte, würde ich so den Rest meines Lebens verbringen. Nur diese ständigen Wetterwechsel würde ich abschaffen.

Gegen 18.00 Uhr mache ich einen längeren Bummel durch den Oberwesel. Es gibt einige leerstehende Laden lokale und man trifft nur selten auf andere Menschen. Es ist noch immer befremdlich, dass man nirgends essen gehen kann, dass fast alle Lokale geschlossen sind. Ich glaube nicht, dass es je wieder so ein wird wie vor de Corona-Irrsinn, ich glaube auch nicht, dass wir aus der Situation nochmal rauskommen, wenn ich lese, dass der Impfschutz nach sechs Monaten aufgefrischt werden muss. Was soll dann der Corona-Impfpass, der dann ja auch nicht unbegrenzt gültig sein kann. Und ich glaube nicht, dass die Impfbereitschaft so bleibt, wenn man sich alles sechs Monate impfen lassen muss. Wir richten uns vermutlich nach und nach in dieser neuen Corona-Welt ein und leben damit. Die vielen Pleiten, die deshalb unser Land überschwemmen sind halt nicht zu ändern, denn die Welt kann nicht immer bleiben, wie sie war. Da haben die Menschen schon für gesorgt und wenn erst der Klimawandel, den es vermutlich eh gar nicht gibt, richtig zuschlägt, dann entsteht eine neue Unbehaglichkeit von der wir jetzt noch nicht einmal zu träumen wagen. Bis es soweit ist üben wir weiter, wie man sich mit dem Coronavirus arrangiert und wie lange man sich noch in Horrormeldungen zu dem Thema suhlen kann. Nein, diese Welt vermag mir so gar nicht zu gefallen. Aber ich will mich jetzt nicht beklagen, denn ich habe Urlaub, durfte ungeimpft und ohne zusätzlichen Test verreisen und habe einen Benz, der am Bahnhof auf mich wartet.

Um meinen Körper zu schonen, habe ich am Ende des Tages nur 11,2 Kilometer zurückgelegt, bevor ich am Abend bei Netflix The Do Over schaue. Harmlose Unterhaltung zum Nulltarif.

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