Eigentlich gehe ich freitags einkaufen, aber wenn ich einkaufen gehe und morgen zur Massage und dann vielleicht irgendwo essen, werde ich vor der nächsten Geburtstagsrunde kaum noch joggen gehen, weshalb ich das heute machen muss. Der Manni mit der Uhr ist auch heute nicht dabei und Petra will erst auch nicht, dann aber will sie doch und holt mich gegen 18.30 Uhr ab.
Erneut sind im Wald der Lüstlinge keine Lüstlinge und ich frage mich, was wohl aus denen geworden ist. Dann sind auch schon zwei Minuten um und ich muss laufen. Obwohl ich gestern nicht gelaufen bin, spüre ich Schmerzen in den Oberschenkeln und Waden. Ich glaube nicht, dass das heute ein Vergnügen wird. Als ich auf eine Kurve zulaufe, sehe ich etwas, was wie ein Fuchs aussieht und sich vor mir versteckt. Das finde ich irgendwie gut. Füchse mag ich, obwohl ich keinen persönlich kenne. Nach jeder Gehpause wird es schwerer und schwerer. Als ich zehnmal gelaufen bin, tut mir zwar alles weh, aber konditionell war das heute nicht hilfreich, weshalb ich noch zweimal laufen will. Der elfte Minutenlauf ist einfach nur schwerfällig und ich komme kaum voran. Als würde ich fünfzig Kilo Gewicht zu viel mit mir rumschleppen. So darf der Tag nicht enden, weshalb ich nach der letzten Gehpause richtig Gas gebe und mit großen Schritten starte. Das nennt man wohl laufen. Schnell glaube ich, dass ich locker länger als eine Minute unterwegs bin, doch als Petra mir signalisiert, dass ich gerade mal eine Minute gelaufen bin, bin ich etwas überrascht und auch enttäuscht. Es liegt noch ein weiter Weg vor mir, aber immerhin hat mein Knie bereits dreimal durchgehalten. Das ist schon ein bisschen geil, wie ich finde.
Zurück am Parkplatz sind Leute im Gebüsch, aber es ist nicht die Rückkehr der Lüstlinge, wie wir rasch erfahren. Ein Pärchen hat zwei weiße Ratten weggekippt und nun versuchen die Leute, die zweite Ratte zu retten, denn eine sitzt schon brav in einem Karton. Der Mann zeigt mir das putzige Kerlchen und erklärt uns die Situation. Ein anderer Mann mit einem Crocodile Dundee Buschmesser, kämpft sich durch die Brennnesseln, um hinter die andere Ratte zu gelangen, die, wohl völlig, verwirrt keine weiteren Fluchtversuche unternimmt. Der Mann schnappt sie und man sieht einen riesigen Tumor, den die kleine Ratte zu tragen hat. Vielleicht wurden sie deshalb von den Arschlochmenschen entsorgt. Nach der Aufregung bringt Petra mich nach Hause.
Nach dem duschen stehe ich nackt vor dem Spiegel und sehe einen Körper, der sich schlaff und ohne Muskeln präsentiert. Ohne den Bauch, der das Gesamtbild zu einer ziemlichen Lächerlichkeit verkommen lässt, wäre es der gleiche Körper, den ich schon vor zwanzig Jahren im Spiegel sah. Sexy ist das nicht und mit diesem komischen Gewölbe um den Bauchnabel ist der Anblick nichts für Leckerschmecker. Wenn ich doch nur etwas Ehrgeiz hätte gegen diesen optischen Verfall anzukämpfen, aber Ehrgeiz ist nur selten zu Gast bei mir. Enttäuscht und immer noch überhitzt schlurfe ich ins Wohnzimmer, nehme auf dem Sofa Platz und Messe den Blutdruck. 138/81 bei einem Puls von 88. Ich weiß echt nicht, was ich davon halten soll.
Anstatt mich anzuziehen stopfe wenig später Chips in mich hinein. Dabei spüre ich förmlich, wie mein Bauch sich immer weiter nach vorne wölbt. Wenn ich so weiter mache, wird es richtig erbärmlich, aber bis es soweit ist genieße ich erst mal die leckeren Chips.