Andernach – Tag 2

In der Nacht wache ich mehrfach auf. Manchmal, weil ich mich erschrecke als der Kühlschrank Geräusche macht, manchmal, weil die harte Matratze mich stört. Glücklicherweise bin ich zu müde und K.O., um wachzubleiben. Als ich gegen 08.00 Uhr endgültig wach bin, ist es grau und es regnet. Irgendwie ist mir mein Timing für gutes Urlaubswetter abhandengekommen. Meinen geplanten Lebensmitteleinkauf muss ich erstmal verschieben. Ich esse eine Banane, die mich nicht begeistert, und anschließend Kekse. Der Regen hört auf und ich gehe zum Netto, um ein paar Lebensmittel zu kaufen, weil ich fürchte, dass ich nicht oft essen gehen werde. Nachdem die Sachen in der Wohnung verstaut sind, packe ich meinen Minirucksack, der gar kein Rucksack ist und auf den Namen Junletu Jingpinbag hört, und breche auf. Es ist wärmer als gedacht und ich schwitze direkt los. Mein Weg führt mich ins Industriegebiet, was für einen Urlaub durchaus merkwürdig sein mag. Aber dort kann ich einen Cache sammeln und bin dann mit dem täglichen Geocaching durch. Das ist vermutlich etwas gestört, aber passt prima zu mir. Ich werde das Industriegebiet sicher nicht erneut aufsuchen, weil es halt nur ein Industriegebiet ist. Auf dem Rückweg werde ich magisch von einer Deichmann Filiale angezogen. Minuten später verlasse ich die Filiale völlig durchgeschwitzt mit nur einem neuen paar Schuhe. Ich hätte auch mehrere Paar kaufen können, mich aber entschieden, keine Sneaker mehr zu kaufen, weil ich glaube, dass Sneaker nicht gut für mich sind und ich früher auch keine getragen habe. Vielleicht wird das eine neue Tradition. Schuhe kaufen im Urlaub. Als ich zurück bei der Wohnung bin, unterhält sich der Herr des Hauses mit einem Nachbarn und so kommt es zum zweiten Smalltalk zwischen uns am heutigen Tage. Das sind wirklich nette Leute. Zeit zu duschen und ein paar Nudeln zu kochen bevor ich, frisch geduscht, wieder los muss, um neue Abenteuer zu erleben.

Am Nachmittag laufe ich unkoordiniert herum bis ich vor Schmerzen kaum noch gehen kann. So kommt es, dass ich nach 11,9 Kilometern, die ich bis zum Nachmittag zurückgelegt habe, zurück muss, um meinen Körper aufs Bett zu legen. Nach einer Weile muss ich aber wieder los, weil ich etwas zu essen brauche. Ich mache mich frisch, wechsle das Shirt, trage ordentlich Parfum auf und die klassische Suche nach Nahrung beginnt. Obwohl ich im Laufe des Tages einige Restaurants entdeckt habe, die ich gestern nicht gefunden habe, kann mich keins davon begeistern. Als ich fast schon aufgeben will, entdecke ich eine Metzgerei und kaufe spontan ein Frikadellen-Brötchen, obwohl ich oft Schwierigkeiten habe, dass Zeug zu verdauen. Da ich glaube, dass eine Cola mir verdauen hilft, gehe ich anschließend zurück zur Wohnung und gönne mir die Coca-Cola, die ich heute Morgen gekauft habe. Dazu esse ich Tuc Kekse, weil ich noch Hunger habe.

Durch unglückliche Umstände erfahre ich am Abend noch, dass mein Kollege am Freitag, wenn er mich vertritt, einen Bericht schreiben soll. Es ist der Bericht, den ich vor Wochen der Chefin zur Kontrolle geschickt habe, weil ich alle meine Berichte kontrollieren lassen muss. Da ist er wohl ebenso verloren gegangen wie der von mir verschickte Abschlussbericht der alten Maßnahme. Außerdem benötigt man noch Angaben zu einigen der neuen Teilnehmer. Als wir letzte Woche telefoniert hatten, war davon keine Rede. Aber ich erinnere mich, dass ich in den letzten zwei Wochen einige Fragen gestellt habe und man mir sagte, man ruft mich zurück. Hat man aber nie. Der ganze Rotz geht immer nur in eine Richtung und ich bin schon gespannt, was am Freitag passieren wird. Ich muss da weg, die gehen mir alle nur noch auf die Nerven.

Der abendliche Spaziergang führt mich natürlich an den Rhein, aber dort sitze ich nur eine Weile, weil es mir rasch zu frisch wird. Ziellos laufe ich anschließend umher, kaufe mir ein Eis, gucke hier und gucke da und verliere die Orientierung, was nichts anderes bedeutet als das ich mich verlaufe und ohne Google Maps würde ich vermutlich ewig in die falsche Richtung laufen. Zu meiner Enttäuschung bin ich schon um 20.45 Uhr zurück in der Wohnung. Ich möchte zwar noch nicht, aber mein Körper meint, dass 18 Kilometer genug für einen Tag sind. Dabei hatte ich mir vorgenommen heute weniger durch die Gegend zu irren. Mit viel Glück könnte der morgige Tag weniger Regen bringen und es mir dann möglich sein am Rhein zu sitzen und ein Buch zu lesen. Aber vermutlich kommt am Ende wieder alles ganz anders.

Natürlich wollte auch heute keine Frau an mir schnuppern. Dem Loerz seine Ratschläge scheinen nur beim Loerz zu funktionieren. Aber das kann jetzt wirklich keinen überraschen, denn es sind nicht die Dinge, die der Loerz tut oder die Parfums, die er aufträgt. Er kommt so gut an, weil er der Loerz ist und weil ich kein Loerz bin, spielt es auch keine Rolle, ob ich Parfum von Dior auftrage oder mir einen WC-Stein um den Hals hänge. Endlich habe ich es verstanden. Hoffentlich vergesse ich das nur nicht in Kürze schon wieder.

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