Damals – Oktober 2008

Auch der Oktober 2008 war arm an Höhepunkten, obwohl ich an manchen Wochenenden schon Sex hatte. Anssonsten dominierte das Praktikum auch weiterhin mein Leben. Dennoch folgen nun drei Texte vom Oktober 2008.


Martha
Da es so nicht weitergehen kann spreche ich die blonde Frau an, die mich im April hier angesprochen hatte und mir erzählte, dass sie weiß, was sie will. Heute weiß ich was ich will, nämlich dass sie mich unterhält. Und heute ist sie im Gegensatz zum letzten Mal auch nicht betrunken. So ist es möglich normal mit ihr zu kommunizieren. Sie erzählt mir, dass sie sich gerne mit Menschen unterhält und es interessant findet. Ich sage ihr, dass mich die meisten Menschen nicht interessieren, ich deshalb selten mit irgendwelchen Fremden rede und dass es Gespräche gibt, die schon nach drei Sätzen beendet werden müssen, weil mein Gegenüber mich langweilt. Sie findet meine Einstellung toll und erzählt mir, dass sie mich für intelligent hält, was ihr ebenso gefällt. Ich nehme ihre Aussagen einfach mal so hin. Ich traue derartigen Komplimenten nämlich nicht. Das sagt die bestimmt nur, weil sie mich ins Bett kriegen will. Die Information, dass sie nicht auf ONS steht und nicht daran interessiert ist, bringt sie da auch nicht weiter. Eher im Gegenteil. Unter diesen Voraussetzungen bin ich für sie erst recht nicht zu haben. Als sich der Abend dem Ende entgegen neigt fragt sie, ob ich sie nach Hause bringen kann. Natürlich, schließlich fahre ich ein Taxi.

Auf dem Weg zum Auto sagt sie mir, dass sie es jetzt doch etwas komisch findet alleine mit mir zu ihr zu fahren. „Kannst Du verstehen, dass ich mich jetzt etwas komisch fühle.“ – „Ja. Ist schon okay. “ – „Man merkt, dass ich etwas betrunken bin. Oder?“ – „Keine Ahnung.“ – „Also ich merke, dass ich was getrunken habe. Du nicht?“ – „Keine Ahnung. Ich kenne Dich ja nicht nüchtern.“ Zunächst ist sie irritiert, dann findet sie meine Antwort witzig. „Du hast gesagt, Du fährst ein kleines Auto.“ – „Ist es doch. Auf den Rücksitzen ist wenig Platz.“ – „Und auch noch ein Mercedes. Und ich sag vorhin noch zum Spaß, dass es Männer gibt, die Ihren Mercedes-Schlüssel extra auffällig auf den Tisch legen, um Frauen kennenzulernen.“ – „Deshalb fragte ich Dich ja, ob ich meinen Schlüssel rausholen soll. Hast Du wohl nicht verstanden.“ Kaum sitzen wir im Auto, fragt sie nach meinem Namen. „Den hast Du wohl vergessen?“ – „Ich kann mir nicht jeden Namen merken, wenn ich mich vor fünf Monaten mal unterhalten habe. Weißt Du denn meinen Namen? – „Martha.“ Damit hat sie nicht gerechnet.

Abschlussdialog: »Ich würde Dich gerne wiedersehen.“ – „Das wirst Du.“ – „Ja!? Oh…Ach. ..Äh…also einfach so?“ – „Ja. Einfach so.“ – „Oh…Ja…Gut. Dann sehen wir uns.“ – „Das werden wir ganz bestimmt.“ – »Dann bis bald.“ – „Bis bald.“ Zum Abschied sagt sie noch zweimal meinen Namen und verschwindet in die Nacht. Jetzt hat sie es zum zweiten Mal in diesem Jahr versucht und wieder nichts erreicht, aber es hätte auch zu nichts geführt, wenn wir das vertieft hätten. Ich kenne mich und so ist es besser für uns beide.

Doppelt blöd?
Wann ist eigentlich der richtige Zeitpunkt, um zu erfahren wohin man eine Briefmarke kleben muss? Lernt man so etwas in der Schule, im Elternhaus oder weiß man es einfach irgendwann?

Meine 21-jährige Praktikantin sollte in dieser Woche einen Brief verschicken. Sie bekam den Brief, eine Briefmarke und den Firmenstempel. Zunächst entschied sie sich dafür, dass die Briefmarke oben links am besten aufgehoben ist. Dann befand sie es für richtig, den Firmenstempel auf die Briefmarke zu machen. Immerhin wusste sie, dass Briefmarken gestempelt werden. Alles andere hat ihr dann meine 17-jährige Praktikantin erklärt. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wieso eine 17-jährige mehr weiß als eine 21-jährige. Und wo hat das System bei der 21-jährigen versagt? Weiß die Zwillingsschwester der 21-jährigen eventuell mehr oder weiß jede der beiden nur bestimmte Dinge, weshalb beide nur funktionieren, wenn sie zusammen sind? Und ist es am Ende kein Zufall, dass sie blond sind?

‘Dumm bumst gut‘, heißt es ja, doch mich törnt so viel Blödheit eher ab.

Einundzwanzigste Praktikumswoche

Das Praktikum neigt sich dem Ende entgegen. Und es läuft derzeit so gut, dass es immer mehr den Anschein hat, dass nicht nur mein Praktikum zu Ende geht, sondern dieses Autohaus gleich mit den Bach runter geht. Allerdings wurde das schon öfter vermutet und passiert ist es dennoch nicht.

Am Mittwoch werde ich versetzt. Nachdem Robocop seinen Kunden, die er mir weggenommen hat, nur Blödsinn erzählt hat, ist der Chef so sauer, dass er ihn wohl nie mehr auf Kunden loslassen will. Und da Willi weiterhin krankgeschrieben ist, bekomme ich nun das Büro an vorderster Front, während Robocop, wenn er nächste Woche zurückkehrt, mein schönes Büro bekommt. Sollte Willi allerdings wiederkommen, muss Robocop wohl auf dem Gästeklo untergebracht werden. Es bleibt also spannend.
Das Büro bringt mir einige Kundengespräche, aber keinen einzigen Erfolg.

Donnerstag kurz vor Feierabend schreibe ich zwar einen Vertrag, aber dabei handelt es sich um einen Kunden, der am Telefon beim Chef gekauft hat. Deshalb drehe ich mein Namensschild auch nicht um als mich der Chef, nachdem ich den Vertrag erstellt habe, auffordert es umzudrehen. Ich sage ihm, dass das nicht zählt, da ich ja nichts zum Verkauf beigetragen habe. Ich glaube, meine Aussage kann der Chef nicht verstehen. Das macht nichts.


Weitere tolle Geschichten von Robocop findet man hier.

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