Abschiedstour der Ungeimpften

Für die Ungeimpften von uns hat längst eine Art Abschiedstour begonnen, da Ungeimpfte bald in Restaurants keinen Zutritt mehr haben. Denn bald gibt es neben den „Hunde müssen draußen bleiben“-Schildern auch „Ungeimpfte müssen draußen bleiben“-Schilder, die darauf hinweisen, dass Ungeimpfte unerwünscht sind, weil sie uneinsichtig sind und Menschenleben gefährden. So Leute will selbstverständlich keiner, da wird man am Ende nur krank von. Lumpenpack.

Da der Inzidenzwert mittlerweile wieder auf über 30 gestiegen ist, wird es wohl das letzte Wochenende sein an dem Ungeimpfte nochmal raus können, ohne sich testen lassen zu müssen. Wie lange wird es noch dauern bis die noch immer Ungeimpften sich endlich dem Druck der Gesellschaft beugen und vernünftig werden? Und wenn sie eines Tages geimpft werden, dann hoffentlich nicht nur um des Impfens Willen und um zwischen allen nachfolgenden Impfungen vielleicht ein paar Tage Ruhe zu haben, sondern aus Überzeugung, dass so eine Impfung kein Humbug ist. Aber jetzt bin ich genug abgeschweift, das letzte Wochenende dieser Art hat begonnen und wird, egal, wie es auch abläuft, vermutlich als ein ganz besonderes Wochenende in Erinnerung bleiben. Vielleicht wird es sogar legendär.

Am Samstag bekomme ich vielleicht zum letzten Mal eine Thai-Massage. Während ich massiert werde, frage ich mich, ob solche Dienstleistungen für Ungeimpfte jemals wieder ohne Maske möglich sein werden. Dann wird mir bewusst, wie dämlich die Frage ist, weil Ungeimpfte überhaupt froh sein können, wenn sie in Zukunft noch massiert werden. Dennoch empfinde ich die Maske als störend, weil sie mich beim Atmen stört und ich meine Zweifel habe, dass es eine Wohltat ist Maske zu tragen. Außer man ist Zorro, aber dann trägt man andere Masken.

Bevor es weiter zum Essen geht, lese ich, dass Gesundheitsminister Spahn 204 Millionen Impfdosen fürs nächste Jahr beschaffen will. Zwei für jeden Bundesbürger und ein wenig Reserve für alle, die nicht genug von dem Stoff bekommen können. Ein Mann mit Weitblick und auch wenn er etwas anderes gelernt hat, kann es kaum einen besseren und fähigeren Gesundheitsminister geben. Dumm ist die Nachricht vielleicht für diejenigen, die sich nur haben impfen lassen, um wieder am Leben teilnehmen zu dürfen und dachten, dass es damit erledigt ist. Pustekuchen. Wer sich nicht aus Überzeugung impfen lässt, der hat es auch nicht anders verdient. Andererseits wird es kaum große Umstände machen sich jedes Jahr zweimal impfen zu lassen. Ist schließlich für einen guten Zweck und hat so gut wie keine Nebenwirkungen. Nur ab und zu, geht aber schnell vorbei. So viel sollte einem seine Freiheit Gesundheit schon Wert sein. Gut gefällt mir, dass Impfdosen verschiedener Hersteller bestellt werden sollen, so kann man jedes Mal eine andere Geschmacksrichtung probieren. Mehr kann man kaum verlangen. Hoffentlich wird die Auswahl nicht zu groß, sonst kann man sich am Ende nicht entscheiden, was man sich als nächstes für seine Gesundheit spritzen lässt. Ich glaube, auch für die noch Unentschlossenen wird nächstes Jahr der passende Stoff dabei sein. Nach der guten Nachricht wird es Zeit fürs Mittagessen.

Petra, Manni und ich nehmen unser Essen ganz traditionell im Panda Asia Bistro in Waltrop zu uns. Das Wetter ist prima und wir vereinbaren, dass wir am Abend zusammen mit Loerz im Kreuzviertel nochmal essen gehen. Man soll einfach nicht nachlassen, wenn man einen Lauf hat. Nach dem Essen kaufe ich mir noch eine Pflanze für den Balkon, die ich neben die Sonnenblume, die ich mir gestern kaufte, pflanzen will. Zurück zu Hause, setze ich meinen Plan sofort in die Tat um. Dann bin ich zufrieden, sitze auf dem Balkon und erfreue mich am Anblick der neuen Pflanzen. So eine Abschiedstour kann sehr inspirierend sein.
Sonnenblume

Da der Loerz ausfällt, sitzen wir drei, nach einer gut zwanzigminütigen Parkplatzsuche, am Abend im Restaurant Taormina und nehmen leckere Pizza zu uns. Die Optik ist auch wieder nach meinem Geschmack und die Pizza lecker. Petra äußert erneut ihre beiden größten Wünsche, die sie in diesem Leben gerne noch erfüllt hätte: Einen Schwerbehindertenausweis will sie und ein Schädel-MRT soll bei ihr gemacht werden. Es ist wichtig, dass man Ziele im Leben hat, auch wenn es merkwürdige Ziele sind. Vielleicht schafft sie es ja noch und ist dann glücklich und zufrieden. Es ist kurz vor 22.00 Uhr als wir noch einen kleinen Spaziergang durchs Kreuzviertel machen. Temperatur, Ort und Dunkelheit sind meiner Meinung nach perfekt für ein Date und ich bin sicher, dass heute der Tag in diesem Jahr ist an dem ich ein Date haben sollte. Das diesjährige zwei- bis dreistündige Date hätte genau heute stattfinden können. Leider wusste ich das vorher nicht und nun wird es bis nächstes Jahr dauern bis ich wieder an einem Abend bereit für ein Date bin. Schade, aber immerhin habe ich gespürt, dass es heute perfekt gewesen wäre. Es fühlte sich gut an und ich bin sicher, dass das Date mit gefallen hätte. Allerdings steht jetzt auch fest, dass ich dieses Jahr keine drei Frauen küssen werde, denn um das zu schaffen, hätte ich heute tatsächlich ein Date haben müssen. Verrückt, wirklich verrückt, was einem während eines kleinen Spaziergangs durchs Kreuzviertel doch klar werden kann. Seit heute ist meine Zukunft, was Frauen angeht, geklärt und ich muss mir keine weiteren Gedanken zu dem Thema machen. Toll.

Kurz bevor wir zurück am Coupé sind, spricht uns ein junger Mann an. Ich gehe davon aus, dass er Geld oder eine Zigarette will, doch er fragt nach einem Taschentuch. Das ist so überraschend, dass ich ihm meine angebrochene Packung Taschentücher schenke. So habe ich auf unserer Abschiedstour auch noch eine gute Tat vollbracht. Viel besser kann so eine Abschiedstour kaum enden.

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