Freitag frei 4 – Dienstag

Es ist 07.25 Uhr, ich stehe mit meinem lustigen Fahrzeug an einer Ampel, der Wagen vor mir fährt los, mein Wagen geht aus. Weil ich damit so gar nicht gerechnet habe, ziehe ich den Schlüssel nicht ab, sondern versuche direkt wieder zu starten, was zu meiner Überraschung auch gelingt. Die Motorkontrollleuchte bleibt zu meiner Überraschung allerdings an. Der komische Opel steckt voller Überraschungen und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Fehlersuche am nächsten Montag irgendwas anderes bewirken wird als unheimlich viel Geld zu kosten.

Eine Anfrage vom Jobcenter am Morgen, lässt befürchten, dass geplant ist, dass neben dieser Maßnahme auch kurzfristig und immer wieder zwischendurch Kunden fürs Personalcoaching zu uns geschickt werden sollen, da man vom Jobcenter Flyer dazu haben möchte. Grundsätzlich ist das ja nett, wenn man Aufträge hat, aber da Maßnahme und Personalcoaching immer getrennt voneinander stattfinden müssen und das Coaching immer einen Mitarbeiter bindet, geht das nur, wenn wir zu zweit hier sind. Weil aber Örge das nicht machen soll, müssen Jens und ich das machen. Jens bekommt, wenn ich montags wieder frei habe, die vorhanden vier Kunden und viel mehr geht eigentlich auch nicht, weil die wöchentlich mehr als ein Stunde bespaßt werden sollen. Das ist also eine für mich wenig begeisternde Anfrage, die uns durchaus vor Probleme stellen könnte. Vor allem, weil ich damit am liebsten gar nichts mehr zu tun haben wollte. Das wird wohl nichts, obwohl die Chefin sich ganz sicher war, dass das Personalcoaching nicht mehr gebucht wird. Möglicherweise hat sie sich damit ein wenig geirrt.

Der junge Mann, der die Weihnachtsbäume verkaufen wollte, konnte nicht an dem Vorstellungsgespräch teilnehmen, weil er sich vor dem Termin nicht hat testen lassen. Als ich ihn später am Telefon dazu befrage, sagt er, dass er gleich einen Test machen lassen will und morgen früh das Vorstellungsgespräch wahrnehmen wird. Ich habe da so meine Zweifel.

Auf dem Weg nach Hause geht das Scherzauto wieder einmal aus als ich vor einer Ampel stehe. Auch heute ziehe ich den Schlüssel nicht ab und versuche direkt den Motor wieder zu starten. Auch heute klappt es. Muss ich nicht verstehen.

Kurz bevor ich mich testen lasse, um weiterhin brav arbeiten zu dürfen, lese ich, dass uns ab Februar wohl eine Impfpflicht bevorsteht. Alle sechs Monate, weil die Impfstoffe leider nicht wirklich etwas taugen. Wie sonst ließe es sich erklären, dass die Zahlen so hoch sind, obwohl 68,5 % vollständig geimpft sind? Letztes Jahr war niemand geimpft und wir hatten solche Zahlen nicht. Aber vermutlich mache ich da einen Denkfehler. Falls das Corona-Virus kräftig mutiert, kann man sich vielleicht auch monatlich impfen lassen mit den guten und sechs Monate lang hochwirksamen Stoffen. Da ist es endlich das Impfabo. Mir stellt sich die Frage, ob ich, sobald es beschlossen ist, was sicher nicht mehr lange dauern wird, bis Ende Januar noch arbeiten gehe, oder ob ich es nicht unverzüglich sein lassen sollte. Denn ich bin nicht für Zwangsimpfungen zu begeistern und in Israel sieht man ja gerade, dass eine fünfte Welle erwartet wird, obwohl die Boostern was das Zeug hält. Wozu also impfen und impfen, wenn die nächste Welle sich eh nicht aufhalten lässt? Und wieso etwas spritzen lassen, was kaum wirkt und dessen Nebenwirkungen grundsätzlich verharmlost werden? Ich bin raus, für mich war es das. Zurück zu meinen Wurzeln, zurück zum ALG 2, noch bekannt als Hartz IV.

Nachdem ich meine Bestätigung, dass ich nicht an Covid-19 leide, abgeholt habe, frage ich mich ernsthaft, ob ich morgen noch arbeiten gehen soll. Außerdem mache ich fix ein paar Pläne, wie mein Leben weitergehen könnte. Auswandern wäre eine Option, aber ich habe kaum Geld und weiß nicht, wie ich es anstellen soll und wohin ich könnte. Vielmehr gehe ich davon aus, dass ich ungeimpft in meiner Wohnung vor mich hinvegetieren werde und ich muss gestehen, dass mir diese Entwicklung auf den Magen schlägt, weil ich wütend, ratlos, fassungslos, orientierungs- und verständnislos zugleich bin. Aber da muss ich wohl durch als Unbelehrbarer, umgeben von lauter Impffreunden, die sich zur Not auch täglich impfen lassen würden. Im Januar kann ich das Coupé vielleicht für ein paar hundert Euro verkaufen, da ich als Ungeimpfter eh nirgends mehr hin darf. Für das Geld könnte ich mir irgendwas Sinnloses kaufen oder käuflichen Sex haben. Dann hätte die Pandemie auch für mich noch etwas Gutes, denn ich hätte nochmal Sex und könnte endlich mitreden, wenn es ums Thema Sex mit Prostituierten geht. Den Benz brauche ich auch nicht mehr, das Geld kann ich auch verbraten, denn Ungeimpfte werden sicher eine Menge an Bußgeldern bekommen, die möchte ich nicht bezahlen können, dafür spare ich nicht. Die Geldreserven für Reparaturen kann ich auch verprassen, denn wenn ich keine Coupés mehr reparieren lassen muss, kann das Geld weg. Somit wäre ich einen großen Schritt weiter. Da ich meinen Job mutwillig verliere, werde ich drei Monate kein Geld bekommen, dass muss ich einplanen. Ob man mir dann die Eigentumswohnung wegnehmen darf, wird sich zeigen, aber theoretisch müsste das gehen. Dann komme ich in ein Heim für Ungeimpfte mit großem Schlafsaal und einer warmen Mahlzeit am Tag. Morgens und abends bekommen wir ein paar Kekse und wenn wir nicht aufpassen, werden wir im Schlaf geimpft, oder eingeschläfert, je nachdem, was gerade angesagt ist und wovon das geimpfte Volk träumt zwischen den eigenen Impfungen. Was noch passieren kann, fällt mir gerade nicht ein. Zumindest muss ich mir ab morgen im Büro keine langfristigen Gedanken mehr machen und es ist mir auch egal, was aus meinen ungeimpften Teilnehmern wird. Vielleicht werden wir aber auch Freunde bevor man uns durchimpft oder entsorgt. Da kann ich mir im Dezember noch Gedanken drüber machen. Ich kann schon fast den Jubel hören, wenn die Impfpflicht beschlossen wird und Ungeimpfte danach endgültig der Abschaum der Gesellschaft sind. Ich mache mir allerdings Sorgen, wer nach den Ungeimpften schuldig ist, wenn das mit dem Impfen irgendwie nicht den gewünschten Erfolg haben sollte oder man einen Preis dafür bezahlt, den man heute noch nicht erahnen kann. Alternativ zu meinen Plänen könnte ich natürlich ein Impfabo abschließen. Dann sollte ich mein Geld aber nicht für Prostituierte ausgeben, sondern mir so viele Biontech-Aktien kaufen, wie ich für all meine Ersparnisse bekommen kann, denn dann werde ich eines Tages ein fast vermögender, alter Mann mit Impfabo sein. Schwere Entscheidung. Ich muss das in den nächsten Tagen auf jeden Fall intensiv…, andererseits… wozu?

Im Büro dachte ich noch, dass heute ein guter Tag ist. Ich habe mir für fast 30 Euro ein Weihnachtshaus gekauft und war in guter, weihnachtlicher Stimmung. Ich war sogar bereit soziale Kontakte zu vertiefen, weil ich unter vorweihnachtlicher Zufriedenheit litt. Ich Narr. Zum Glück hat mich die Politik wieder zurück in die Realität befördert. Nicht auszudenken welche Torheiten ich sonst noch begangen hätte.

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