Online-Schulung – Teil 4

Der vierte und möglicherweise letzte Teil unserer Online-Schulung beginnt mit der Frage, wer denn etwas vorbereitet hat. Niemand meldet sich. Auch hat es niemand geschafft, dass der zweite Bildschirm eingesetzt werden kann, was mich irgendwie beruhigt, denn ich hatte mich nicht darum gekümmert. Es werden kurz Gründe aufgezählt, warum das alles nicht klappt wie vorgesehen, dann möchte Frau Senf doch einen Vortrag halten, weil sie den vorbereitet hat. Eine Powerpoint-Präsentation zum Thema Drachen. Aber nicht die Fabelwesen, sondern Drachen an der Schnur, Lenkdrachen und so Zeug. Der Vortrag ist etwas langweilig, aber wäre bei mir kein bisschen unterhaltsamer. Nach dem Vortrag murmeln wir etwas durcheinander, weil man in so Online-Videochats einfach keine Struktur reinbekommt. Entweder es redet nur einer, oder es wird unübersichtlich, so dass meine Einwürfe und Pointen oftmals einfach so verpuffen. Das ist einfach nichts für mich. Weil es gerade so harmonisch ist, möchte JJ auch einen Vortrag halten. Fast philosophisch erzählt er von Samenkörnern, die in uns Menschen wohnen. Vielleicht sind wir auch Samenkörner, ich weiß das nicht so genau, weil ich immer wieder irgendwas in irgendwas rein interpretiere. Jedenfalls ist das ganz unterhaltsam und locker. Allerdings weiß ich nicht, was das so wirklich soll, denn das hat er ja nicht durch die Schulung gelernt, dass konnte und wusste er schon vorher. Aber alles ist besser als die langweiligen Vorträge des Dozenten. Da wir alle während des Vortrags die Mikrofone ausgeschaltet haben, kann ich keine sinnlosen Kommentare von mir geben. Der Dozent ist unterdessen ganz in seinem Element und hebt ständig seinen Daumen oder nickt zustimmend, was ich befremdlich finde, obwohl es pädagogisch sicher voll wertvoll ist, weil man so seinem Gegenüber Zustimmung signalisiert und zeigt, dass man aufmerksam zuhört. Das wiederum motiviert den Redner und gibt ihm ein wohliges Gefühl. Das ist Psychologie und kann wahre Wunder bewirken. Ich bin echt froh, dass wir am Ende des Vortrags nicht auch noch spontan klatschen, mit den Füßen trampeln und grölen, weil wir so ergriffen sind auf diese Art eine positive Welle der Begeisterung über JJ auskippen. Ich muss echt an meiner destruktiven Denkweise arbeiten, sonst kann mich bald keiner mehr leiden. Andererseits weiß ja keiner, was in meinem Kopf vorgeht. Nachdem wir mit der Runde durch sind, wünsche ich allen eine Gute Nacht und schließe das Programm. Das war fast wie im Ferienlager, nur ohne Ferien und ohne Lager. Ob wir da wirklich das versprochene Zertifikat für bekommen? Und wenn ja, was dann?

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