Isolierung – Eine Art Freiheitsberaubung

Tag 1
Die Isolierung, welche fälschlicherweise oft als Quarantäne bezeichnet wird, beginne ich mit einer Nasenspülung, die sich deutlich mehr nach Erkältung anfühlt als gestern. Scheinbar ist der Höhepunkt der Erkältung noch nicht erreicht. Ich trinke Kiefernadeltee, weil der gesund sein soll und nehme zusätzlich Spermidin, weil das auch gesund sein und dem Körper helfen soll. Da ich es eh als Ersatz für die Propoliskapseln nehmen wollte, wenn diese aufgebraucht sind, fange ich halt schon heute an. Wenn es nicht hilft, richtet es sicher auch keinen Schaden an. Ich gönne mir ein Malzbier während die Pizza im Ofen erhitzt wird. Der Hustenreiz nimmt zu und trockener Husten fängt an mich zu nerven. Ich überlege, wie ich zwei Pakete, die unbedingt verschickt werden müssen, loswerden kann und messe Fieber, weil ich das Gefühl habe, dass es nötig ist. 37,1. Ich fürchte, die Temperatur wird noch steigen.

Meiner Meinung nach ist das Wetter weder für eine Isolierung noch für eine Erkältung akzeptabel, aber das interessiert weder die Erkältung noch sonst irgendwen. Schnupfen wird kündigt sich an und ich glaube nicht, dass mir das zusagt. Daher beginne ich direkt mit der Einnahme von Angocin. Symptome lindern hat absolute Priorität. Auf den Anruf der Hausärztin warte ich weiterhin vergeblich. Nach einem etwa halbstündigen Schläfchen beträgt meine Temperatur 37.5 Grad. Ieh.

Was mich völlig unerwartet trifft ist die Tatsache, dass ich in meinem Zustand gegen 17.00 Uhr plötzlich unbedingt Sex will. Ich werde ganz hibbelig und bin verwirrt. Sofort nehme ich das Fieberthermometer, um meine Temperatur zu ermitteln. 38,3 Grad. Daran wird es liegen. Wenn das Fieber weiter in dem Tempo steigt, sind 40 Grad keine Utopie mehr. Ich freue mich schon jetzt nicht auf die Nacht. Ich schaue zwei folgen Anatomie eines Skandals. Dabei wird mir immer kälter, obwohl ich schon zwei Decken benutze, um meinen Körper zu wärmen. Im Anschluss ziehe ich einen zweiten Pullover über und hole die Heizdecke aus dem Bett. Ich mache mir goldene Milch und messe meine Temperatur. 38,7 Grad. Eigentlich würde gleich der nächste Halloween-Filmabend mit Petra starten, aber in meinen Zustand ist das keine Option, weshalb ich Kekse esse uns die Serie fortsetze.

Gegen 21.00 Uhr inhaliere ich nochmal und rede mit dem Inhalator bzw. murmle zusammenhanglose Sätze. Dann singe ich “Es ist ein kleines Herz aus einer bunten Schale”. Da ich den Text gerade erfunden habe, weiß ich nicht, wie er weitergeht, singe “Lalala” und beende die Aktion. Möglicherweise bin ich verrückt geworden. Gegen 22.00 Uhr starte ich die letzte Folge der Serie. Der Brustkorb scheint sich mit Schleim zu füllen, was aber auch Einbildung sein kann. Die Temperatur beträgt 38,7 Grad. Bisher habe ich seit Beginn der Seuche erst zwei Ibuprofen genommen, wenn ich richtig gezählt habe, was mich durchaus überrascht. Gegen 23.00 Uhr folgt die nächste Nasenspülung. Der Schleim ist weiterhin klar, vermutlich auch gar nicht da. Der Hustenreiz ist etwas stärker und vor allem tun mir die Fußgelenke teilweise so weh, dass ich nicht auftreten kann. Sehr merkwürdig. Die letzte Fiebermessung des Tages zeigt eine Temperatur von 38,5 Grad an. Zeit zu schlafen.

Tag 2
Mehrfach wache ich in der Nacht auf, weil ich einfach nicht mehr liegen kann. Ich finde das liegen unbequem und bin auch nicht wirklich müde. Dennoch schlafe ich immer wieder ein. Gegen 04.00 Uhr stehe ich allerdings auf, weil es genug ist. Ich inhaliere, mache eine Nasenspülung und trinke Erkältungs-Tee. Noch immer sind Husten und Schnupfen sehr moderat und ich putze mir die Nase kaum öfter als an Tagen ohne Infekt. Das ist bisher das angenehmste an dieser Erkältung und unterscheidet sie von anderen Erkältungen. Ich sitze auf dem nicht massierenden Massagesessel, finde aber auch das voll unbequem und sprühe mir Plasma Liquid Nasensprüh Gel in die Nase. Ich glaube an das Zeug, welches wie Chlor riecht und denke, dass es hilfreich ist, wenn man den Sachen, die man zu sich nimmt, vertraut. Allerdings lässt sich das leicht sagen, wenn ein Infekt milder als erwartet verläuft. Das kann sich auch alles noch ändern. Ansonsten ist mir langweilig, der Nacken- Schulterbereich tut weh und ist vermutlich komplett verspannt. Ein Massagesessel, der tatsächlich massiert, wäre eine großartige Sache. Ich sollte da spätestens im nächsten Jahr wirklich Ersatz beschaffen. Ich messe meine Temperatur, um etwas zu tun zu haben. 37,7 Grad.

Gegen 05.09 Uhr spüre ich ein deutliches Kratzen im Hals und habe plötzlich Schluckbeschwerden. Fast so, als würde ich eine Erkältung bekommen. Sehr merkwürdig. Unverzüglich gurgle ich mit WPO, lege mich anschließend ins Bett und mache die Heizdecke an. Ich glaube irgendwie nicht, dass ich heute den ganzen Tag in der Wohnung bleiben kann. Andererseits würde ich, sollte ich das Haus verlassen, vermutlich eine üble Straftat begehen, weil ich alleine auf der Straße das Leben von Millionen Menschen gefährden würde. Das finde ich schon bedenklich und möchte das nicht. So viel Verantwortung ist nichts für mich.

Als ich gegen 08.09 Uhr aufwache, ist es grau und windig. Ich glaube nicht, dass ich heute die Wohnung verlassen will. Die Körpertemperatur beträgt weiterhin 37,7 Grad und mein ct-Wert liegt bei 12,75, wie ich feststelle, als ich den Code, den ich gestern nach dem PCR-Test bekommen habe, scanne. Ich bin demnach eine ziemliche Virenschleuder. Was mich an meinem ct-Wert begeistert, ist die Tatsache, dass alle meine drei Lieblingszahlen darin vorkommen. Die 12, die 7 und die 5. Das kann kein Zufall sein. Oder?
Zwischenmeldung vom Kollegen. Ihm scheint es weiterhin schlechter zu gehen, was mir zwar nicht hilft, ich aber für absolut angemessen und auch richtig halte. Dennoch erwarte ich keinen Lerneffekt, denn er ist ja geimpft, hat brav seine Maske getragen und sich am Donnerstag und Freitag selbst getestet. Da dieser Test negativ war, war es ihm, so interpretiere ich es, ziemlich egal, ob er wen ansteckt, weil es ja nur eine Erkältung wäre. Heute findet er es Scheiße, traut den Schnelltests nicht mehr und will in ähnlichen Fällen in Zukunft direkt ein Testzentrum aufsuchen. Und wenn das Ergebnis dann negativ ist, wird er vermutlich genauso seine Viren verteilen wollen wie letzte Woche. Nur werde ich ihm dann verbieten, in meine Nähe zu kommen oder ihn direkt nach Hause schicken.
Nach dem Frühstück gibt es Cistus-Tee. Hatte ganz vergessen, dass ich den noch habe. Der Druck im Brustbereich steigt. Ebenso der Drang zu Husten. Widerlich. Abgesehen davon, dass ich im Moment noch nicht so weit bin, die Wohnung verlassen zu können, ist es schon unfassbar, dass man mit einer derartigen Infektion nicht raus darf. Das könnte man durchaus als eine Art Freiheitsberaubung auslegen. Zum Wohle der Menschheit ist das zum Glück in dringenden Fällen legitim, richtig und gut, weil es Leben retten kann. Da ich heute nicht weiter über so Lappalien nachdenken mag, mache ich ein Schläfchen und lese anschließend alte Texte von mir. 2010 war ich echt witzig, finde ich. Schade, dass davon nicht mehr viel übrig ist.

Gegen 16.00 Uhr meldet sich Örge bei mir. Sie hat es nun auch erwischt. Kollege Jens fällt mir als Alternative ein, weil er noch einen Schlüssel hat, aber er sagte mir vor einer Weile schon, dass er nie wieder an unserem Standort arbeiten wird. Außerdem hat er Urlaub, wenn ich mich richtig erinnere. So legt die Chefin fest, dass Kirsten morgen früh den Schlüssel holt und uns drei vertritt. Ich bin gespannt, wer von uns zuerst ins Büro zurückkehren wird.
Ich scheine unter einer ganz besonderen Nebenwirkung der Corona-Infektion zu leiden. Hodenschmerzen. Plötzliche Stiche, die äußerst unangenehm sind und mich zusammenzucken lassen. Das wäre wirklich nicht nötig gewesen, dass sich das bei mir so entwickelt. Wenn das so weitergeht, kann ich nicht mehr von einer Erkältung sprechen, sondern muss es Covid-19 nennen. Das hätte den Vorteil, dass ich weiter behaupten kann, dass ich seit Februar 2020 keine Erkältung mehr hatte.

Darf man als Isolierter eigentlich in den Keller gehen, um die Waschmaschine zu befüllen? Ich glaube nicht.

Am Abend schaue ich zunächst First Dates auf VOX und bin wie immer ganz fasziniert von der Zusammenstellung der Leute. Anschließend schaue ich Spectre und dann noch die erste Folge von Cabinet of Curiosities. Gegen 23.00 Uhr inhaliere ich, mache die Nasenspülung und gurgle anschließend mit WPO. Die Beschwerden sind auch weiterhin hauptsächlich Gliederschmerzen und gelegentlicher Hustenreiz, der sich mit Wärme meist ausschalten lässt. Die spontanen und dann sehr heftigen Hodenschmerzen sehe ich als größtes Problem am heutigen Tag an. Dass ich öfter zwischendurch schlafen muss, empfinde ich bisher als nicht so störend. Die Körpertemperatur beträgt 38,3 Grad.

Tag 3
Gegen 00.50 Uhr muss ich aufstehen, weil mir vom Liegen schlecht wird. Ich nehme Nuxal-Tropfen und löse “Die Kraft aus 49 Bitterkräutern und Gewürzen” in heißem Wasser auf, um damit meinen Darm zu besänftigen. Ich gehe in der Wohnung auf und ab, bin aber zu erschöpft und muss mich bald setzen. Kaum sitze ich, signalisiert der Darm, dass das im Moment keine Option ist. Den ganzen Tag nur sitzen oder liegen und essen ist mir noch nie gut bekommen. Um durch die Wohnung zu gehen oder auch nur zu stehen, fehlt mir die Kraft. Ich finde eine Sitzposition, die mein Körper akzeptiert und stelle bald fest, dass ich atme, als hätte ich irgendwas Anstrengendes gemacht. Nach einer kurzen Pause kann ich wieder durch die Wohnung wandern und gegen 02.00 Uhr ist der Körper damit einverstanden hingelegt zu werden.

Gegen 03.50 Uhr wache ich auf, weil ich Sodbrennen habe und mir total heiß ist. Erneut klettere ich aus dem Bett und setze mich in den Sessel, da ich zu müde bin, um etwas anderes zu tun. Rasch kühle ich ab und das Sodbrennen lässt vorübergehend nach. Anschließend wandere ich etwa eine Stunde durch die Wohnung. Spontan fällt mir ein, dass der Lattenrost ein bewegliches Kopfteil hat und stelle es hoch, um eine erträgliche Position einnehmen zu können. Obwohl ich so fast sitze, hilft es nur bedingt. Durch die vielen untergelegten Kissen tut mir nur zusätzlich der Nacken weh. Diese Nacht macht definitiv keinen Spaß und ist eindeutig schlechter als die Nacht davor.

Mit 37,9 Grad starte ich um 07.50 Uhr in den Tag, bin komplett kaputt und habe noch immer Sodbrennen. Außerdem tun mir die Augen weh. Später bekomme ich einen Anruf meines Arbeitgebers. Ich soll keine AU-Bescheinigung holen und mich am Samstag Freitesten, um dann am Montag arbeiten zu können, weil die Kollegen ja auch krank sind. Dafür bekomme ich dann einen Tag frei, wenn alle zurück sind. Ich telefoniere mit Kirsten, die uns heute vertritt. Ihr sagt man, dass wir uns frühestens Montag Freitesten können und sie allen Teilnehmern bis Mittwoch frei geben soll. Immer diese widersprüchlichen Aussagen innerhalb eines so kurzen Zeitraums. Mit so widersprüchlichen Aussagen kommt ein Monk wie ich nur schlecht zurecht. Ich gebe Kirsten noch etwa ein Dutzend Anweisungen, weil es ja weitergehen muss. Mein Sodbrennen bleibt ein Ärgernis und wird nach dem Essen sogar stärker. In einem Schrank entdecke ich Karazym und beschließe, dass die Tabletten sicherlich hilfreich sein können und werde sie später einnehmen.

Während es meinem Kollegen besser geht, hat es Petra nun wohl auch erwischt. Beim Essen stelle ich eine Veränderung fest, die ich zunächst auf das Gericht schiebe, da es anders schmeckt. Ich vermute eine geänderte Rezeptur, doch als ich mir das tägliche Malzbier gönne, schmeckt auch das anders. Hauptsächlich süß. Der Mist scheint noch nicht vorbei. Ordnungsgemäß geboosterte Menschen sollen nur etwa 4,4 Tage Symptome haben. Ungeimpfte sterben in der Regel innerhalb weniger Tage. Möglicherweise auch gar nicht. Zumindest nicht an Covid-19. Muss ich mal schauen.

Darf man als Isolierter eigentlich zum Briefkasten gehen? Ich glaube nicht, weil man damit Menschenleben in Gefahr bringen würde.

Am Abend schaue ich eine Folge der Serie Cabinet of Curiosities und anschließend King Richard. Mein Gesundheitszustand erscheint mir verbessert. Die Temperatur beträgt 37,8 Grad. Es würde mich wundern, wenn ich am Montag nicht wieder arbeiten kann.

Tag 4
Um 02.30 Uhr muss ich aufstehen, da ich dermaßen Sodbrennen habe, dass ich fürchte, mich übergeben zu müssen. Es ist mir absolut unmöglich liegen zu bleiben. Meine Hoffnung, dass das Sodbrennen eine Nebenwirkung vom Angocin ist, kann ich begraben, denn ich habe gestern kein Angocin mehr genommen. Jetzt komme ich an einen Punkt, an dem ich leicht panisch werde, denn ich kann mich seit Tagen nachts auch nicht auf irgendeine Seite drehen. Sobald ich das mache, wird mir entweder schlecht oder ich bekomme Sodbrennen. Dazu kommt, dass mir total warm und mir davon auch schon irgendwie übel ist. Ein Tipp ist, dass man sich bei nächtlichem Sodbrennen auf den Rücken oder die rechte Seite legen soll. Der Tipp ist genial nutzlos, denn woanders steht, dass man sich auf die linke Seite und auf keinen Fall auf die rechte Seite legen soll. Für mich ist nichts davon eine Option. Vielleicht war mein Ausblick auf den kommenden Montag etwas naiv und voreilig, denn wenn ich nachts nicht schlafe, ist arbeiten sicher keine Option. Immerhin ist mir gegen 03.00 Uhr nicht mehr warm, sondern ich beginne zu frieren. Vielleicht hat das Glas Wasser, welches ich gerade getrunken habe, für einen Temperatursturz gesorgt. Covid-19 Nächte sind Scheiße und Sodbrennen scheint bei mir typisch für diesen Infekt zu sein, was mich gar nicht beruhigt. Eher im Gegenteil. Irgendwann ist das Sodbrennen selbst beim Gehen und Stehen so schlimm, wie es früher nur im liegen war. Ich trinke den Kräutermix und bleibe frustriert und ratlos. Irgendwann finde ich eine Liegeposition, in der es sich einigermaßen aushalten lässt und schlafe ein. Erst gegen 05.45 Uhr muss ich wieder für ein paar Minuten aufstehen, weil mein Darm unzufrieden ist.

Um 08.30 Uhr beträgt die Körpertemperatur 37,5 Grad. Riechen und schmecken klappen nicht mehr wirklich und ich bin verschleimter als üblich. Der Augendruck ist noch da und es fühlt sich an, als bekäme ich eine Erkältung. Erstmals ist der Schleim bei der Nasenspülung nicht durchgehend klar. Meine Zuversicht, dass ich Montag wieder fit bin, erscheint mir jetzt gerade etwas naiv. Gegen 10.45 Uhr lege ich mich ins Bett, weil mir kalt ist und ich müde bin.

Auch wenn mein Zustand tagsüber als recht gut zu bezeichnen ist, habe ich weiterhin leichte Gliederschmerzen und fühle mich heute so, wie bei früheren Erkältungen. Kratzen im Hals, vermehrte Schleimbildung und ein gestiegener Verbrauch an Taschentüchern sprechen eindeutig für meinen Infekt, der sich noch immer nicht geschlagen geben will. Ich verbringe mehr Zeit im Bett als an den anderen Tagen und alles, was ich esse, schmeckt anders als es sonst schmeckt. Bin gespannt, wie lange das so sein wird.

Am frühen Abend versuche ich Thor 4 zu gucken, ertrage den Schwachsinn aber nur wenige Minuten. Später schaue ich “Keine Zeit zu sterben” und fange gegen Ende des Films an zu heulen. Das setzt sich im Abspann und sogar auf der Toilette fort. Ich brauche einige Minuten, um aufzuhören, erkenne die Ursache aber nicht, weiß auch nicht, ob ich den Grund wissen will. Gestern Abend habe ich diesen Vorgang noch unterdrückt, aber scheinbar ist da irgendwas, was raus muss. Dass es sich um eine Nebenwirkung von Covid-19 handelt, denke ich nicht. Wenn sich das allerdings jeden Abend wiederholt, muss ich mich vielleicht doch damit auseinandersetzen.

Kurz nach 23.00 Uhr bekomme ich wieder Sodbrennen und mir wird kalt. So kalt, dass ich auf die Nasenspülung und das Inhalieren verzichten muss. Zitternd vor Kälte klettere ich ins Bett und schalte die Heizdecke ein. Bevor mir allerdings warm wird, ist mir so kalt, dass ich mit den Zähnen klappere. Sehr unangenehm. Auf die Nacht habe ich schon jetzt keine Lust. Die Temperatur beträgt 37,1 Grad und trotz meiner Beschwerden bin ich sicher, dass der sogenannte Bürgerschnelltest am Samstag negativ ausfallen wird.

Tag 5
Um kurz nach Mitternacht kann ich wegen des Sodbrennens schon nicht mehr liegen, weshalb ich aufstehe und zur Toilette gehe. Doch kaum bin ich auf, fange ich an, vor Kälte zu zittern. Also klettere ich zurück ins Bett und schlafe zu meiner Überraschung rasch ein. In der Nacht wache ich zwar ein paar Mal auf, aber immer nur kurz und ohne Sodbrennen zu haben. Das ist unerwartet und auch erholsam. Ich liege durchgehend auf dem Rücken, aber das ist okay.

Gegen 08.00 Uhr beträgt die Temperatur 37,3 Grad. Ich beginne den Tag damit zu inhalieren, weil ich das für notwendig halte. Es folgt die Nasenspülung. Agnes, mit der ich später telefoniere, ist sich sicher, dass mein Test morgen nicht negativ sein wird, weil ich erkältet klinge. Ich bin allerdings sicher, dass der Test negativ sein und mich aus der Isolation befreien wird. Allerdings glaube ich nicht, dass ich Montag arbeiten kann, weil ich mich dazu nicht fit genug fühle. Aber bis dahin kann sich das ja noch ändern. Nachdem ich gefrühstückt habe, lege ich mich hin und stehe erst um 11.00 Uhr wieder auf. Weil ich die meiste Zeit des Tages im Bett liege, trinke ich zu wenig, was irgendwie blöd ist. Meine drei Erkältungs-Teesorten stehen mir zwischenzeitlich bis zum Hals. Ganz besonders der Kiefernadeltee, aber auch der Cistus-Tee nervt. Lediglich den Beifußkrauttee finde ich noch nicht ganz so schlimm, aber der ist fast aufgebraucht.

Über ein Kilo habe ich in den paar Tagen abgenommen und auch keinen Appetit, zumal alles irgendwie gleich schmeckt. Außerdem ist heute der erste Tag, an dem das Kratzen im Hals über einen längeren Zeitraum anhält und Hustenreiz auslöst. Darum nehme ich zusätzlich Immun-Aktiv Vitalpilze ein, die ich irgendwann gekauft, aber dann vergessen und vorhin wiedergefunden habe. Wäre ich ordnungsgemäß geimpft, wäre das natürlich nicht nötig und ich wäre nach 4,4 Tagen fertig mit dem Mist gewesen und könnte jetzt schon wieder fröhlich und unverseucht über Wiesen hüpfen. Ach ne, das ginge dann ja trotzdem nicht, weil auch Geimpfte sich erst Freitesten müssen. Wie beim Monopoly, nur anders. Obwohl ungeimpft und nicht beschwerdefrei, gehe ich weiter davon aus, dass ich ab morgen wieder raus zum Spielen darf.

Den Rest des Tages gammle ich rum, spiele stundenlang Pinball auf der Playstation und bin lediglich vom Halskratzen genervt. Außer mir ist keiner der Meinung, dass der Schnelltest morgen negativ sein könnte, weil ich etwas Husten habe und die Nase manchmal mit Nasenspray freigemacht werden muss. Sollte ich mich tatsächlich irren?

Am Abend schaue ich “Die Welt ist nicht genug”. Damit ist der Bond-Marathon abgeschlossen und meine Bond-Rangliste fertig. Keine Ahnung, was ich davon halten soll. Im Anschluss schaue ich “Ich. bin. so. glücklich”. Zum Ende des Tages inhaliere ich und gurgle nochmal mit WPO. In ein paar Stunden endet meine Isolation und ich hoffe, dass ich mit der Freiheit klarkommen werde und keine Therapie brauche, um wieder am Leben teilnehmen zu können. Vielleicht benötige ich eine Wiedereingliederung ins Leben. Meine Körpertemperatur beträgt 37,1 Grad.

Tag 6
In der Nacht schlafe ich tief und fest. Gegen 08.00 Uhr beträgt die Temperatur 36,9 Grad. Es scheint vorbei zu sein, was der Test sicher auch gleich bestätigen wird. Abgesehen von einem gewissen Hustenreiz und leichten Problemen mit den Bronchien merke ich wenig vom Infekt. Und die Bronchien sind eh mein Schwachpunkt in den kälteren Monaten.

Obwohl ich in Isolation und total gefährlich bin, darf ich jetzt, ohne dafür bestraft werden zu können, draußen rumlaufen. Wenn man zu einem Test geht, geht nämlich irgendwie doch keine Gefahr von einem aus und man macht sich nicht strafbar. Wenn das Ergebnis aber positiv bleibt, dann ist der Weg nach Hause noch okay, aber danach ist man wieder gefährlich für andere und es ist äußerst kriminell, wenn man vor dem nächsten Test die Wohnung verlässt. Wieso kapiere ich es einfach nicht und denke, dass es sich um Schikane und Machtdemonstration handelt bei diesen Regeln?

Es ist erstaunlich frisch draußen und da ich ein paar Minuten warten muss, fühle ich mich ein wenig erkältet. Vielleicht ist es doch noch nicht ganz vorbei. Wenn man bedenkt, was das alles kostet und wer an diesen ganzen Testorgien schon reich geworden ist, ist es logisch, dass viele nichts mehr an der Situation ändern wollen. Wer hackt schon die Hand, die ihn füttert, grundlos ab? Zu meiner Überraschung ist das Ergebnis positiv. Ich verbleibe in Isolation und kann es am Montag nochmal versuchen.

Manni bringt mir Pommes, Aufbackbrötchen und Eier, weil ich ja nicht mehr raus darf. Während ich den Backofen vorheize, frage ich mich, ob es strafbar ist, wenn ich Wäsche wasche, denn meine Waschmaschine steht im Keller und um den zu erreichen, muss ich die Wohnung verlassen. Hätte ich die Wäsche heute Morgen vor dem Bürgerschnelltest in die Waschmaschine gefüllt, nach dem Test neben der Waschmaschine gewartet bis sie fertig ist und wäre mit der Wäsche dann in die Wohnung zurückgekehrt, könnte das eventuell vertretbar gewesen sein, aber jetzt, wo ich einmal zurück in der Wohnung bin, ist es eine Straftat, da bin ich mir ganz sicher. Vielleicht ist Covid-19 die komplizierteste und komplexeste Krankheit der Menschengeschichte, vielleicht haben wir Menschen aber auch nur einen Knall. Neben dem Knall leide ich weiterhin unter leichten Erkältungssymptomen. Nicht schlimm, aber auch nicht schön. Heute Morgen fühlte sich das eindeutig besser und gesünder an.

Am Nachmittag liege ich viel im Bett, doch weil mich das irgendwann langweilt, stehe ich auf, schneide mir die Haare, dusche und lege mich wieder hin. Ganz schön aufregend für einen Tag in Isolation.

Nach der Sportschau schaue ich Im Westen nichts Neues und kann anschließend nichts mehr anfangen mit mir. Obwohl ich erst eine Woche verseucht bin und nur drei Arbeitstage verpasst habe, wirft mich diese Isolation weit zurück. Mein Leben erscheint mir jeden Tag ein wenig sinnloser und nutzloser. Nicht arbeiten zu müssen kann ich während meiner Urlaube irgendwie überstehen, aber so eine Krankheitszeit zeigt mir deutlich, dass mein Leben öde ist und ich eine einzige Enttäuschung bin. Diese Tage zeigen, dass ich ohne den Job gar nichts bin. Mit zwar auch nicht, aber ich funktioniere dann wenigstens und habe einen geregelten Tagesablauf. Selbst Filme gucken ist mir gerade zu viel und kann mich nicht begeistern. Ich hoffe, ich kann am Dienstag wieder arbeiten, weil ich sonst vermutlich wieder tief in eine depressive Phase abdriften werde. Das wird in diesem Leben einfach nichts mehr mit mir. Meine Körpertemperatur zum Ende des Tages beträgt 36,7 Grad.

Tag 7
Gegen 08.00 Uhr beträgt die Körpertemperatur 36,8 Grad. Die Sonne scheint, aber es ist sehr frisch.

Ich weiß nicht, ob es die Isolation ist, das Herbstwetter, oder nur eine Phase, aber ich empfinde eine Art Trauer oder Wehmut, weil die Zeit des Lebens so rast. Ich denke an alle diejenigen, die nicht mehr sind. Denke daran, wer ich mal war, wen ich alles verletzt habe. Denke an mich im Alter, rückblickend auf ein Leben in dem ich weder was erschaffen noch irgendwen glücklich gemacht habe. Zumindest nicht auf Dauer. Denke an verschwendete Jahre, falsche Entscheidungen, meine grundsätzliche Lebensfeigheit. Komplettes Scheitern auf allen Ebenen und die Zeit rast einfach weiter. Feiger Egoist, das ist es, was ich bin. Der Vorteil, wenn man zu viel Zeit zum Nachdenken hat, ist der, dass man manchmal erkennt, wer oder was man wirklich ist.

Ich frage mich, wie die Experten den Verlauf der Krankheit bei mir wohl bezeichnen würden. Schwer? Leicht? Normal? Vermutlich würden sie darauf hinweisen, dass es, wäre ich geimpft, einen deutlichen milderen Verlauf gegeben hätte und ich schon längst wieder fröhlich und genesen ins Büro könnte. Mein geimpfter Kollege, der heute übrigens erneut positiv getestet wurde und somit auch noch nicht arbeiten darf, hat auch weiterhin Husten und sein Verlauf war vermutlich nicht milder als meiner. Was würde man ihm sagen? Dass man bei ihm deutlich erkennt, dass die Impfung geholfen hat, er sonst schwerer erkrankt wäre und die nächste Impfung, gerade nach einer Infektion, nochmal einen richtigen Effekt haben wird? Vermutlich so in der Art. Mich überzeugt die Impfung auch weiterhin nicht, obwohl ich geimpft natürlich längst wieder fit wäre.

Riechen und schmecken kann ich auch weiter nicht. Vermutlich wäre das im geimpften Zustand anders. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich je zuvor drei Tage während eines Infekts weder riechen noch schmecken konnte. Auch wenn ich heute vermutlich öfter gehustet habe als den bisherigen Tagen zusammen, glaube ich, dass es nun langsam vorbei ist mit der Seuche. Ob der Test morgen negativ sein wird kann ich nicht einschätzen. Auch Örge und Jörg werden sich morgen testen lassen und ich bin gespannt, wer von uns zuerst einen negativen Test vorlegen wird.

Am Nachmittag spiele ich Desperados und später Pinball. Abends schaue ich In einem feinen Land und später eine Dokumentation über Katzen. Lesen mag ich auch weiterhin nicht, was ich bedauerlich finde.

Die Temperatur beträgt 36,5 Grad. Viel weniger geht kaum.

Tag 8
Meine Stimme klingt weiterhin nach Erkältung und ich rieche und schmecke weiterhin so gut wie nichts, was ich unangenehm finde, weil ich nicht weiß, ob ich vielleicht stinke. Und wenn ich stinke, wonach ich stinke. Um zu testen, ob ich vielleicht gar nichts mehr rieche, sprühe ich etwas Parfum auf meinen Körper. Minimal nehme ich den Geruch wahr. Ich weiß nicht, ob das nun ein positives Zeichen oder bedeutungslos ist.

Was den Test angeht, habe ich irgendwie kein Gefühl, wie das Ergebnis sein könnte. Als ich zu meinem Termin erscheine, sind etwa 20 Leute vor mir. Fast alle stehen auf der Seite für Leute mit Termin an. Scheinbar werden Termine mehrfach vergeben oder die lügen alle und stehen unberechtigterweise auf meinem Platz. Weil mir das zu doof ist, verabschiede ich mich wieder. Wenn jeder drei Minuten braucht, stehe ich mindestens eine Stunde hier, obwohl ich einen Termin habe. Online schaue ich wenig später nach einem neuen Termin und sehe, dass bis zehn Uhr alle Termine frei sind. Ich buche einen der freien Termine und bin gespannt, wie voll es dann wohl sein wird. Mir kommt das alles wie eine riesige Verarsche vor.

Beim zweiten Versuch sind drei Leute vor mir. Ein Mann ist bereits seit zehn Tagen in Isolation und ich weiß nicht, wozu er sich testen lässt, da er morgen eh frei wäre. Sollte er heute positiv getestet werden, folgt im Anschluss ein PCR-Test und die Isolation beginnt von vorne, wenn der Wert unter 30 ist. Dann kann er sich täglich Freitesten. Die Gelddruckmaschine Corona muss immer weiter gefüttert werden und es klappt hervorragend. Ich bin Donnerstag frei und werde ganz sicher nicht noch einen PCR-Test machen. Das ist doch lächerlich. Es ist schon lächerlich, dass ich jetzt hier bin, aber ich bin halt auch nur ein Spinner. In dieser Doppelgarage wird es im Winter sicher bitter kalt sein, aber dennoch wird es sicher nicht nachlassen mit dem Testen. Wenige Minuten später weiß ich, dass ich auch weiterhin positiv bin und weiß nicht, ob es Sinn macht, wenn ich morgen erneut zum Test hier erscheine. Spontan rufe ich bei meinem Arbeitgeber an und sage, dass der Test positiv war, die Isolation aber automatisch Mittwoch endet und ich Donnerstag einfach zurück ins Büro komme. Das soll ich aber nicht. Stattdessen soll ich am Mittwoch zum Bürgerschnelltest gehen und, wenn der positiv ist, einen PCR-Test machen lassen. Damit zögern wir meine Rückkehr unter Umständen zwar weiter raus, aber wenn es so gewünscht ist, dann soll es halt so sein. Früher waren Infektionen einfacher. In jeglicher Hinsicht.

Den Rest des Tages verbringe ich zunächst im Bett, dann spiele ich Desperados und stundenlang Pinball, bevor ich mir Die Firma anschaue. Mein Kollege ist ab morgen wieder im Büro, da sein Text negativ war. Kirsten wird ihn ein paar Stunden unterstützen und meinen Platz einnehmen. Kirsten ist die Allzweckwaffe des Unternehmens, aber sie bekommt für ihre Dienste keine echte Anerkennung. Außer von mir, aber das hilft niemandem. Meine Temperatur messe ich nicht mehr, weil auch das niemandem hilft.

Tag 9
Wenig überraschend ist das Ergebnis auch heute positiv. Ich frage per Mail bei meinem Arbeitgeber, ob ich tatsächlich morgen nochmal zum Test gehen oder einfach, weil die Isolation offiziell vorbei ist, am Donnerstag wieder arbeiten soll. Ich telefoniere mit Jörg und merke, dass die Dinge nicht so laufen, wie ich es gerne hätte. Meine Ordnung gerät durcheinander und so etwas bringt mich ganz durcheinander. Aber ich kann nichts tun, denn ich bin ja quasi in Gefangenschaft. Husten und Schnupfen sind weiterhin da und ich kann auch heute kaum riechen und schmecken. Das Wetter ist ganz wunderbar, weshalb ich noch mehr genervt bin von der Situation. Ich habe keine Ahnung, was ich den ganzen Tag lang machen soll und der Gedanke, dass ich mindestens auch morgen noch Hausarrest habe, ist nicht gut für meine Laune. Bei allen möglichen Krankheiten kann man das Haus verlassen, wenn man sich dementsprechend fühlt. Bei dieser neumodischen Seuche entscheidet ein Test darüber, ob man es darf oder nicht. Komplett bescheuert ist das.

Meine Chefin schreibt, dass ich, wenn der Test morgen negativ sein sollte, im Anschluss arbeiten kommen soll. Außerdem weist sie darauf hin, dass eine Lohnfortzahlung nur dann vom Land übernommen wird, wenn ich einen gesundheitlichen Grund habe, ungeimpft zu sein. Das ist echt total krank. Längst ist erwiesen, dass die Impfung nicht so der Brüller ist, aber es gibt weiterhin Vorteile für die Geimpften bzw. zahlt das Land mein Gehalt nur dann während der Isolation, wenn ich ordnungsgemäß geimpft bin. Ansonsten müssen die Unternehmen es selber zahlen. Ich verspreche der Chefin, dass ich meine Hausärztin frage, ob sie mir eine Bescheinigung ausstellt, dass ich aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden kann. Doch warum sollte sie so etwas tun?

Ab Donnerstag bin ich, wenn ich das nun richtig verstanden habe, auch ungetestet zurück im Büro. Und zu meiner Freude gibt es am Donnerstag und Freitag keine Heizung dort wegen irgendwelcher Reparaturarbeiten. Das nennt man dann wohl mieses Timing.

Der Rest des Tages läuft dann wieder ab wie fast jeder Tag in der Isolation. Zunächst liege ich lange im Bett, dann spiele ich Pinball und Desperados, bevor ich einen Film schaue. Morgen früh darf ich dann, obwohl weiterhin verseucht, ein wenig draußen rumlaufen, weil der Weg zum Test immer in dem ungefährlichen Zeitfenster stattfindet. Darf ich das alles auch weiterhin doof finden?

Tag 10
Und noch einmal lasse ich mir in der Nase rumpopeln, um zu wissen, ob ich noch eine Gefahr für die Menschheit darstelle. Ab morgen geht von mir keine Gefahr mehr aus, so viel ist sicher. Als ich die Test-Garage verlasse, ist der Hof voller Menschen, die sich testen lassen wollen. Ein Mitarbeiter der Apotheke weist zwei Wartende, die etwas abseits stehen und auf ihre Ergebnisse warten, darauf hin, dass auf dem Hof Maskenpflicht gilt. Noch so ein armseliger Sheriff, von denen die Corona-Welle so viele an die Oberfläche gespült hat. Sollte das irgendwann enden, werden viele dieser erbärmlichen Kreaturen endlich wieder in der Bedeutungslosigkeit versinken. Andere werden auf den Umweltzug aufspringen oder sich anderweitig aufspielen. In einer gerechten Welt würden diese Kreaturen permanent geohrfeigt, doch eine solche Welt gibt es nicht. Die Gelddruckmaschine läuft jedenfalls weiter auf vollen Touren und es wäre mehr als fahrlässig, diese Quelle versiegen zu lassen. Aber was beklage ich mich? Schließlich habe ich das Corona-Monster brav mitgefüttert und mit dazu beigetragen, dass dieses System funktioniert. So durfte ich immerhin einmal am Tag raus, um mich testen zu lassen. Vielleicht haben wir Menschen es einfach nicht besser verdient. Wenige Minuten später weiß ich, dass ich auch heute zu Hause bleiben muss, denn der Test ist erneut positiv. Ich teile das Ergebnis meinem Arbeitgeber und meinem Kollegen mit. Dieser schreibt, ich soll, wenn ich Symptome habe, auch weiter zu Hause bleiben. Der Mann, der so großzügig seine Viren verteilt hat, schlägt allen Ernstes vor, dass ich zu Hause bleiben soll, denn wer krank ist, soll zu Hause bleiben. Ausgerechnet von dem Mann, der dafür verantwortlich ist, dass unser Büro geschlossen werden musste und nicht auf mich gehört hat, als ich ihm sagte, er soll zum Arzt und von mir wegbleiben, kommt so eine Aussage. Daher teile ich ihm mit, dass wir den Arbeitstag in getrennten Zimmern verbringen und er sich um die Teilnehmer kümmern kann, während ich mich um die Verwaltungsarbeiten kümmern werde. Alternativ kann ich natürlich alle paar Minuten zu ihm rüber gehen, alles vollhusten und mich beklagen, dass mir langweilig ist.

Auch heute scheint die Sonne, was so eine sinnlose Isolation noch ärgerlicher macht. Doch es wird noch besser, denn ich bekomme eine Mail vom Gesundheitsamt und erfahre, dass meine Isolation vom 31.10.22 bis zum 10.11.22 um 24.00 Uhr dauert. Das sind meiner Berechnung nach 11 Tage. Telefonisch ist natürlich niemand zu erreichen, aber auf meine Mailanfrage bekomme ich kurze Zeit später einen Rückruf und erfahre, dass Tag 1 der Tag nach dem positiven Test ist. Es wäre schön, wenn das mehr Leute wüssten und es deutlicher kommuniziert würde, dass der Tag des positiven PCR-Tests nicht zählt. Mir fehlen die Worte bei all dem Unsinn, der in diesem Land verzapft wird. Also bin ich morgen früh wieder zum testen, weil ich genug von dem verfickten Hausarrest habe.

Tag 11
Der definitiv letzte Tag dieser völlig bescheuerten Isolation. So oder so. Entweder der Test beendet es gleich oder ich muss bis Ablauf der Zeit zu Hause hocken. Spätestens ab Mitternacht geht jedenfalls keine Gefahr mehr von mir aus. In den letzten Tagen ging ja immer nur auf dem Weg zum Test keine große Gefahr von mir aus.

Beim Test erfahre ich, dass die Quarantäne verlängert wird, wenn der Test heute positiv ist. Und zwar so lange, bis er negativ ist oder beim PCR-Test ein Wert über 30 angezeigt wird. Hätte ich mich nicht testen lassen, dann hätte die Isolation einfach geendet, wenn ich es richtig verstehe. Also gehe ich davon aus, dass ich nachher tatsächlich nochmal zum PCR-Test muss, um dieses Trauerspiel vielleicht beenden zu können. Das ist einfach nur krank, aber weil es Millionen Menschenleben rettet und lukrativ ist, wird es schon seine Richtigkeit haben.
Ich rufe bei einer Corona-Hotline an. Dort sagt man, dass ich durch den positiven Test weiter in Isolation bin, aber so wirklich sicher ist das nicht, weshalb ich mich beim Gesundheitsamt melden soll. Also schreibe ich eine Mail ans Gesundheitsamt und gehe zum PCR-Test, weil dort nur bis 10.00 Uhr geöffnet ist und ich nichts falsch machen will. Während ich warte, erklärt mir ein Mitarbeiter, dass ich durch den positiven Test wieder neu in Quarantäne bin, mich aber jeden Tag freitesten kann. Spätestens am Montag bekomme ich das schriftlich vom Gesundheitsamt. Kaum ist der PCR-Test vorbei, bekomme ich den Rückruf vom Gesundheitsamt und erfahre, dass ich ab 24.00 Uhr definitiv nicht mehr in Isolation bin. Es ist völlig unwichtig, dass der Schnelltest positiv war und auch das Ergebnis vom PCR-Test spielt keine Rolle, da ich vor Ablauf der Isolation getestet wurde. Würde ich morgen einen positiven Test abliefern, dann finge alles von vorne an. Ich sage ihm, dass man mir das in der Apotheke anders erklärt hat. Das liegt vermutlich daran, dass sie etwas Geld verdienen wollen, ist die Antwort, die ich dazu bekomme. Der Mann weist noch darauf hin, dass er immer Recht hat und die anderen sich irren. Also glaube ich das, gehe morgen arbeiten und nehme mein Leben wieder auf. Und in Zukunft nehme ich auch nicht mehr an all diesen Corona-Testungen teil, sondern lasse mich, wie in der guten, alten Zeit einfach Krankschreiben, sollte das möglich sein. Weil so Bekloppte wie ich so eifrig dieses System unterstützen und den Blödsinn mitmachen, hört die Scheiße vielleicht aber nicht mehr auf.

Am späten Nachmittag habe ich mein Ergebnis vom PCR-Test. Der Ct-Wert liegt bei 33,49. Keine besonders ansprechende Zahl, aber ein Wert über 30 beendet die Isolation grundsätzlich. Somit ist das Thema durch. Bleibt nur eine Frage. Haben all meine Präparate den Vorgang beschleunigt oder hätte ich mir all diese Präparate sparen können? Da ich es vermutlich nie erfahre, werde ich all das gute Zeug auch in Zukunft einwerfen. Schaden kann es nicht und ich glaube weiterhin, dass alles Sinn macht, was ich so mache, obwohl ich meistens Blödsinn mache. Bis zur nächsten Isolation bin ich ein freier Mann. Mal schauen, was ich mit meiner Freiheit anstelle und wie ich damit klarkommen werde.

Ende

22 Kommentare

  1. Meine Guete, das hat ja richtig zugeschlagen :/
    Gute Besserung weiter! Warm halten und schoen viel trinken.

    Hilft gegen das Sodbrennen kein Talcid oder so, oder vorsorglich Pantoprazol? Hatte das ne Zeitlang auch oefter und es SO gehasst.

    Bzgl. Cabinet of Curiosities: Lohnt sich? (bin im allgemeinen grosser Guillermo del Toro Fan, zoegere aber noch)

    • Danke,
      Ohne das Sodbrennen wäre es ganz okay für einen Infekt.

      Talcid habe ich nie probiert. Pantoprazol hat früher schon nicht überzeugt. Irgendwie ist das alles keine Option.

      Das Cabinet ist ganz nett für zwischendurch. Probier es ruhig aus und sag mir, was Du davon hältst.

      • Talcid u.ä., wie zB. Rennie lindert sofort, Pantoprazol braucht 1-2 Tage.

        Nach 2 Folgen Cabinet bin ich mega enttaeuscht und gelangweilt, was soll das denn? Einfach billig und doof. Aber OK, Del Toro praesentiert das auch nur und fuehrt nicht Regie. Ich glaub ich guck das nicht mehr weiter.

        Ich versuche jetzt mal Nightmare Alley. Aber der ist wieder so verdammt lang. Ein Elend.

        • Ich bin gespannt, was Du von Nightmare Alley hältst. Ich finde den nicht so überzeugend.

          Vom Cabinet habe ich auch nicht mehr als zwei Folgen geschaut bisher.

          • Oh man, immer noch I-Haft, halt die Ohren steif. Lohnt sich ja die Woche schon gar nicht mehr, arbeiten zu gehen, selbst wenn Du duerftest.

            Nightmare-Alley: Naja. Im Kino waere es der Bilder wegen wohl ganz gut gewesen, ansonsten eher oede, ich stehe eh nicht auf Thriller, aber das viel zu vorhersagbare Ende hat mich dann doch echt erbost.

            Dafuer werden die naechsten Folgen Cabinet weniger schlimm, bilde ich mir ein.

          • Einen Arbeitstag gönne ich mir diese Woche noch. 😃

            Erbost? Wie muss ich mir das vorstellen?

            Ich bin noch immer nicht weiter mit dem Cabinet. Keine Ahnung, warum es da bei mir nicht weitergeht.

          • erbost: kannst Du Dir so vorstellen, dass ich mit gerundeten Stirn die Glotze anpöbele, was der scheiss denn bitte soll und warum es dafür 150min gebraucht hat, und dann erst mal frustschoki zur selbstbesaenftigung brauche.
            Ich mache heute mit cabinet weiter, würde aber viel lieber mal wieder so was wie Black mirror oder stranger Things sehen.

          • Sehr schön, einfach mal die Glotze angeben. Passiert mir auch ab und zu.

            Stranger Things will ich erst anfangen, wenn es keine neuen Folgen mehr gibt.

            Und wie läuft es mit Cabinet?

          • Cabinet: durchgeschaut, die letzten Folgen weniger schlimm, aber es blieb weiterhin weit hinter den Erwartungen zurueck.

            Dafuer habe ich jetzt Umbrella Academie angefangen und bin vorsichtig begeistert.

          • Ich habe erstmal nach der dritten Folge aufgegeben. Keine Ahnung, ob ich das nochmal fortsetze.

            Umbrella Academie. Das traue ich mich nicht. 😱

      • Die Unterschiede der Bundesländer sind fantastisch. Isolation Hessen 5 Tage ab dem Tag nach dem positiven Test, da ist PCR oder Antigen egal. Keine Freitestung notwendig, Eigenverantwortung. Es grasierte letztens bei mir im Haus. War keine schöne Zeit. Bin verschont geblieben, weil ich mich abgesondert habe. Zum Impfen und Symptomen habe ich festgestellt, dass es keinen Unterschied macht. Ungeimpfte waren weniger krank als Geimpfte. In meinem Umfeld jedenfalls. Die ganze Diskussion beider Seiten ist mir allerdings latte. Die Sache mit Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn hört man aktuell auch wieder vermehrt. Es tut mir leid zu hören, wie es Ihnen geht. Feiern Sie die Freiheit, wenn Sie wieder raus dürfen! 🙂

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