Letzte Teilnehmerin vor der Haushaltssperre

Der Mann aus Somalia ist gerade weg, da klingelt es erneut an der Tür. Es ist eine junge Frau, die mir sagt, dass sie einen Termin bei mir hat. Davon weiß ich nichts, weshalb ich ihr sage, dass sie sich irren muss. Sie weist darauf hin, dass Frau IFK letzte Woche angerufen und den Termin vereinbart hat. Dann hat sie wohl doch einen Termin bei mir. Ich hasse es, wenn ich nicht informiert werde, dass ich Termine habe. Auf Vermittlungsgutschein, ist ein zu kurzer Teilnahmezeitraum eingetragen, weshalb ich die zuständige IFK anrufe. Diese teilt mir mit, dass selbst die eingetragenen Stunden zu viel sind und die Teilnehmerin sicher nicht für mehr Stunden unterschreiben wird. Ich sehe rüber zu der jungen Frau, die auf mich den Eindruck macht, als würde sie mir alles unterschreiben und sich sogar von mir aus der Hand füttern lassen. Die IFK sagt, dass sie, wenn ich auf mehr Stunden bestehe, die junge Frau zu einem anderen Träger schicken muss, weil die Frau wirklich nur wenige Stunden Hilfe benötigt. Ich erwidere, dass ich dann die angegeben Stunden akzeptiere, der Chef der IFK aber möchte, dass alle mehr Stunden bekommen. Davon wusste die IFK nichts. Lustig ist, dass ich bisher bei allen IFK mitteilen musste, dass es einen neuen Plan mit mehr Stunden gibt. Intern wurden sie bisher nicht informiert. Die IFK sagt daraufhin, dass die Kundin entscheiden soll, ob sie unterschreibt. Obwohl ich die Antwort kenne, frage ich die junge Frau. Natürlich ist sie einverstanden. Wenn doch nur alles so einfach wäre. Während wir den Papierkram erledigen, plaudere ich noch etwas mit der jungen Frau und biete ihr an, ihr die Haare zu schneiden, was sie evernünftigerweise ablehnt. Ich mag es, wenn junge Frauen so zutraulich und dabei sympathisch sind. Das könnte eine nette Zeit mit ihr werden, es kann aber auch anders kommen, denn seitdem der Mann, den ich für absolut ungeeignet für den ersten Arbeitsmarkt gehalten habe, einen Arbeitsvertrag unterschrieben hat, zweifle ich mehr denn je an meinem Urteilsvermögen. Schauen wir mal, ob ich die junge Frau mit meinem Charme bei Laune halten kann.

Ob ich weitere neue Teilnehmerinnen bekomme und ob der Somalier tatsächlich zu mir kommen wird, ist schon zwei Tage später ungewiss, denn die Haushaltssperre der fähigsten Bundesregierung aller Zeiten sorgt dafür, dass ab sofort niemand in dieser Branche Aufträge vergeben darf, die bis ins nächste Jahr gehen. Ob man jetzt noch Leute bis Ende des Jahres neu aufnehmen darf, oder das Thema komplett durch ist, bis die Politiker sich etwas neues einfallen lassen, weiß ich nicht. Weiß derzeit vermutlich niemand so genau. Sollte es langfristig bei der Sperre bleiben, was dieser Regierung durchaus zuzutrauen ist, wäre dieser Arbeitsplatz ab März überflüssig, da meine Anwesenheit hier keinen Sinn macht, wenn niemand mehr zu mir kommt. Wenn keine Einnahmen generiert werden, dann ist man zwar nicht direkt pleite, man verdient nur kein Geld mehr und kann zu Hause bleiben. Mal schauen, wie die Dinge sich entwickeln. Es bleibt jedenfalls spannend, nur halt nicht im positiven Sinn.

2 Kommentare

  1. Der Mann aus Somalia hört sich an wie ein spannender Krimi aus den 70er Jahren mit Jean Paul Belmondo. Klingt nach nem Titel für unseren nächsten Video Abend 😄

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