Silvester 2018

Es ist 07.30 Uhr als meine Augen sich öffnen und den Schlaf für beendet erklären. Ich liege noch eine Weile im warmen Bett und beschließe, dass das zu früh ist, vor allem, weil ja Silvester ist und ich nicht vor Mitternacht ins Bett kommen werde. Bis etwa 08.00 Uhr hadere ich noch mit mir, dann stehe ich auf, weil ich sowieso noch Bananen brauche und nicht so spät im Laden sein will, um nicht mit tausend anderen Idioten an einer Kassenschlange abzuhängen. Gegen 09.00 Uhr habe ich meine Bananen und bin fertig mit den Einkäufen 2018. Das ging echt einfach.

Die Zeit bis zur traditionellen Silvesterzusammenkunft verbringe ich zunächst damit die Wohnung etwas zu putzen. Nur so viel, dass sie einen halbwegs ordentlichen Eindruck macht. Dann endlich wird gespielt und ich hadere mit der Tatsache, dass ich diese Woche noch drei Tage arbeiten muss. Ich hätte echt Urlaub gebraucht, um zu spielen und mich ans neue Jahr zu gewöhnen. Das zieht mich irgendwie runter. Verdammt. Nachdem ich genug Aliens und feindliche Agenten gekillt habe, höre ich Musik bis es Zeit wird aufzubrechen.

Es ist noch keine 19.00 Uhr als Manni und ich bei Petra auftauchen. Die wilde Silvesterrunde der drei völlig Gestörten geht los. Obwohl wir nur zu dritt sind, haben wir Essen für mindestens sieben Personen vor uns auf dem Tisch stehen. Und dann essen wir auch noch weniger als in den Jahren zuvor, was den übermäßig gedeckten Tisch vollkommen absurd erscheinen lässt. Vielleicht haben wir Angst zu verhungern, wenn nicht genug auf dem Tisch steht. Oder wir glauben, dass spontan mehrere Leute auftauchen könnten und wir dann, wenn nicht genug zu essen da ist, sofort als geizige Gastgeber entlarvt wären. Ich weiß es nicht. Während des Essens und darüber hinaus reden wir über Vorsätze und was mal aus uns werden soll bzw. was alles nicht aus uns geworden ist. Und wir reden über die Ähnlichkeit zwischen Menschen, Schimpansen und Bonobos. Dabei sind mir natürlich die Bonobos am sympathischsten, weil die einfach bei jeder Gelegenheit Sex haben. Für mich eine wundervolle Sache. Erneut träume ich davon in meinem nächsten Leben ein Bonobo zu sein. Dann wechseln wir das Thema und es geht darum, wo und wie wir in Zukunft wohnen werden. Es wird über eine Kommune geredet, ich will eine abgetrennte Wohnung mit eigener Toilette und Badewanne, was angeblich gegen eine richtige Kommune spricht. Da ich mich mit Kommunen nicht auskenne, ist mir das egal. Ich will 40m², eine Badewanne, meine eigene Toilette und einen eigenen Eingang. Das kann doch wohl nicht so schwer sein. Wir beschließen, dass das Grundstück in Mecklenburg-Vorpommern sein soll, vielleicht beschließen wir auch etwas ganz anderes. In Ostseenähe oder zumindest an einem schönen See sollte es jedenfalls gelegen sein dieses Grundstück. Die Finanzierung soll zum größten Teil Petra übernehmen, weil wir zwei ja kein Geld haben. Petra redet von einem Umzug, wenn sie in Rente ist, wir finden, dass wir so lange nicht warten können. Plötzlich kommt Christoph ins Spiel, der will auch irgendwann umziehen. Allerdings, so erinnert sich Petra, in den Raum Paderborn. Gut, alles ist besser als hier zu leben, weshalb wir Petra auffordern unverzüglich Christoph über unsere Pläne zu benachrichtigen. Da er den größten Teil zu finanzieren hätte, schicken wir ihm ein Foto auf dem Manni und ich ihm winken und betonen, dass wir ihn mögen. Die Sache läuft, so viel steht fest. Danach reden wir nur noch wirres Zeug bis Mitternacht bevor wir anstoßen und Manni und ich vor die Tür gehen, um ein paar Raketen in den Nachthimmel zu verabschieden.

Es ist definitiv das schönste Feuerwerk, was wir in all den Jahren dieser Tradition zu sehen bekamen, dennoch bin ich nicht ganz zufrieden, denn ich hätte es gerne weniger laut. Diese ganzen Explosionen sind meiner Meinung nach nicht nötig und können nicht gesund sein. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass der Mist jedes Jahr lauter wird. Total bescheuert ist das.
Zurück in der Wohnung machen wir absurde Pläne für das gerade frisch geschlüpfte Jahr. Dabei kommt heraus, dass wir von der selbsternannten Tierrechtlerin Petra dieses Jahr mehr erwarten als warme und weise Worte. So soll sich ihr Wunsch, den sie schon seit Jahren hegt, endlich erfüllen. Sie will von Polizisten weggetragen werden. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Man darf gespannt sein, wie sie das hinbekommt. Wir erwarten dazu einen Bericht in der lokalen Presse mit Bildern und Videomaterial. Irgendwas, so wissen wir, macht sie auf jeden Fall in diesem Jahr. Möglicherweise fährt Petra zu einem Peta Stand oder direkt zu einem Strand. Genaues weiß man noch nicht. Außerdem will sie, wir haben spontan das Thema gewechselt, einen grauen Hausmeisterkittel, weil sie ja nun offiziell Hausmeisterin ist, sich aber auch Faciltiy Managerin nennen könnte. Und ein Schild mit der Aufschrift Dino-Park möchte sie ebenfalls, weil Vögel ja irgendwie Dinosaurier sind und sie diese Dinosaurier immer füttert. Weil es immer abstruser wird und schon auf 01.30 Uhr zugeht, beenden wir diese kleine Runde und werden in zwölf Monaten überprüfen, was wir alles erreicht haben und sicher vor neuen Ideen nur so explodieren.

In diesem Sinne: Frohes Neues Jahr.

4 Kommentare

  1. Das Wort “Kommune” macht mir ein wenig Angst. Genau so wie WG.

    Ich hatte früher mit festen Freund ja schon Probleme damit, dass die Toilette nicht mir alleine gehörte bzw. ich Bescheid geben musste, um die zu besuchen.

    Nix ist für mich schlimmer, als wenn jemand reinplatzt, wenn ich gerade auf der Schüssel hocke oder in der Wanne liege.

    • Verstehe ich gut. Allerdings wäre eine Art Butlerin, die einem Getränke in der Wanne serviert nicht grundsätzlich schlecht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert