Ein Montag, der anders hätte ablaufen sollen

Theoretisch hätte ich ausschlafen können, da ich erst um 13.30 Uhr zum Zahnarzt muss, doch das wäre zu einfach, weshalb ich einen morgendlichen Termin in meinen Kalender aufgenommen habe. Allerdings einen vermutlich sinnvollen Termin, der aber, so glaube ich, am Ende des Tages mehr Sinn ergeben würde. Doch leider hat die Heilpraktikerin nur vormittags Zeit für mich. Vormittags heißt in diesem Fall 09.00 Uhr, was mir irgendwie den Start in den Tag vermiest. Noch bevor ich aus dem Bett klettere, mache ich mir Gedanken, ob ich meine seit Monaten wuchernden Bauch- und Brusthaare abrasieren sollte, weil Schröpfen auf haarigen Körper nicht so gut funktioniert. Andererseits würde ich meine haarige Verwahrlosung mit einer einzigen Rasur zerstören. Das möchte ich eigentlich nicht, weil ich mit der haarigen Verwahrlosung zum Ausdruck bringe, dass ich sexuell komplett inaktiv bin. Ich bilde mir ein, dass ein ordentlich rasierter Körper nicht nur sexuelle Bereitschaft signalisiert, sondern viel mehr noch, dass er nach Sex verlangt. Eine verzwickte Situation, die mich zum jetzigen Zeitpunkt fast schon überfordert. Um nicht völlig zu versagen, rasiere ich mich unter den Achseln. Was für einen Sinn das haben soll, erfahre ich leider nicht von mir.

Der Besuch bei der Heilpraktikerin verläuft völlig anders als erwartet, denn nach der Zungenkontrolle macht sie ein paar neurologische Tests, die sie darin bestärken, dass etwas nicht stimmt. Sie rät mir einen Neurologen aufzusuchen und täglich eine Aspirin zu nehmen. Ein Schlaganfall ist nicht selten und kann daher sehr gut für meine Probleme, von denen ich bis eben nicht wusste, dass ich sie habe, verantwortlich sein. Sie behandelt meine linke Körperhälfte mit Akupunktur, weil die Probleme wohl auf der rechten Seite ihren Ursprung haben. Ich soll mir keine großen Sorgen machen, nur ein bisschen. Mit einigen Nadeln in mir liege ich auf der Liege und kann nicht wirklich entspannen. Das war alles anders geplant, aber so wie es aussieht, wird es vorläufig nichts mit dieser ominösen Entspannung. Nach der Akupunktur schreibt die gute Frau einen Bericht, kontrolliert den Puls auf beiden Seiten und findet, dass das schon wieder wird. Donnerstag machen wir weiter, nach vier Sitzungen bin ich soweit wieder okay, aber Aspirin und Neurologie sind wichtig.

Wenig später gehe ich direkt in die Notfallsprechstunde meiner Hausärztin und teile den Verdacht mit. In einer Stunde darf ich wiederkommen. Zurück in der Wohnung sage ich erstmal den Zahnarzttermin ab. So können sich die Prioritäten ändern. Die restliche Wartezeit telefoniere ich mit Agnes, weil warten sonst ganz furchtbar wäre. Mit einigen Untersuchungen beginnt der Arzttermin. Blutdruck 120/70, Puls 59, Sauerstoffsättigung 98%. EKG bestens. Alles so als hätte man einen gesunden Patienten zu Besuch. Ich schildere der Ärztin meine Probleme und sie erkennt auch, dass meine Zunge in die falsche Richtung zeigt. Da es mir Freitag auch nicht besonders gut ging, was ich auch schildere, und die Erkenntnisse der Heilpraktikerin nicht widerlegt werden können, muss ich morgen früh Blut abgeben und bekomme eine Überweisung zum MRT. Auf der Überweisung wird vermerkt, dass es sehr eilig ist. Das war es hier für heute.

Ich gehe kurz in meine Wohnung, betrachte mein faltiges Gesicht und muss erkennen, dass ich doch schon älter bin als ich mich normalerweise fühle. Wie lange habe ich eigentlich schon dieses furchtbar eingefallene Faltengesicht? Weil der Anblick mich deprimiert, fahre ich zum Krankenhaus, um einen MRT-Termin zu vereinbaren. Wegen des Hinweises, dass es sehr eilig ist, darf ich schon nächste Woche wiederkommen. Normalerweise geht das nicht so schnell. Irgendwie fehlt mir die Begeisterung, denn wenn ich daran denke, dass ich noch eine Woche warten muss, wird mir fast schlecht. Als ich späte rüber meine Situation nachdenke, erscheint es mir möglich, dass ich statt eines Schlaganfalls einen Tumor habe. Wirklich hilfreich ist das auch nicht, aber irgendwie erscheint es mir wahrscheinlicher. Sollte es so sein, brauche ich mir wegen Zahnersatz keine Gedanken mehr machen. Am 25. Februar wissen wir mehr. Auf die Einnahme von Aspirin verzichte ich heute, obwohl auch die Ärztin dazu geraten hat es einzunehmen, denn ich möchte nicht, dass die Blutwerte dadurch morgen früh eventuell verfälscht werden. Das würde keinem helfen. Das große Warten hat begonnen.

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