Arteriosklerose

Ich sehe immer gerne zu, wenn mir Blut abgenommen wird.
Ich mag es, wenn sich die Röhrchen mit meinem Blut füllen. Heute allerdings
läuft mehr Blut neben das Röhrchen als hinein. Das finde ich weniger spaßig.
Als die Spritze rausgezogen wird, läuft noch viel mehr Blut raus. Ich bekomme
Tupfer, die ich auf die Öffnung drücken soll und dazu den Hinweis, dass ich
einen blauen Fleck bekommen werde. Das ist nicht außergewöhnlich, weil ich
immer, wenn mir hier Blut abgenommen wird, mindestens eine Woche den Arm blau,
gelb und grün habe. Blut abnehmen kann die gute Frau nicht wirklich gut.
Als ich den Tupfer wenig später wegnehmen darf, hat sich
ein großer blauer Knubbel gebildet. Ein neuer Tupfer wird auf den Knubbel
geklebt und ich soll noch eine Weile drücken. Ich bin nicht begeistert.
Die Ultraschalluntersuchung beginnt. Leber und
Bauchspeicheldrüse sehen gut aus. An, bzw. in, der rechten Niere könnte ein
Nierenstein wohnen. Ist aber zu vernachlässigen. Ich finde das nicht gut, weil
ich will, dass alles perfekt ist. Auch in mir. Da ist so ein Nierenstein natürlich
alles andere als zu vernachlässigen. Doch es kommt noch schlimmer. Meine Bauchschlagader
weist erste Verkalkungen auf. Trotz zuletzt guter Cholesterinwerte. Am Montag
wissen wir, ob die Cholesterinwerte auch weiter gut sind. Doch selbst wenn,
ändert es nichts an meiner verkalkten Bauschlagader. Der Arzt vermutet eine
familiäre Ursache. Und da meine Mutter Schlaganfälle und auch Herzinfarkte
hatte, ist der Ursprung schnell gefunden. Was für eine deprimierende Diagnose.
Als der Arzt sagt, dass ich normalerweise zu jung für eine derartige Verkalkung
bin, bin ich  noch deprimierter. Der
körperliche Verfall interessiert sich nicht dafür, dass ich kein Übergewicht
habe, weder rauche noch trinke und auch kein Diabetes habe. Wobei letzteres in
der Familie ja Tradition hat und es vermutlich nur noch eine Frage der Zeit
ist, bis auch ich betroffen bin. Wie soll man da Interesse daran entwickeln
älter zu werden? Andererseits brauche ich mir da vermutlich auch keine zu
großen Gedanken machen. Hat die Verkalkung erst einmal begonnen, kann das Ende
schneller kommen als man glaubt. Etwas verwirrt frage ich den Arzt, was man
denn da tun kann gegen diese Verkalkung. Er sagt, dass das alles gar nicht so
schlimm ist. Wenn es schlimm wäre, dann hätte es anders reagiert. Mag ja sein,
dass es für ihn nicht schlimm ist. Seine Bauchschlagader ist ja auch nicht
betroffen. Und wieso hat er meine Frage nicht beantwortet? Ich stehe irgendwie
verwirrt im Behandlungszimmer und bin passend dazu sprachlos. Sollten wir nicht
etwas gegen die Verkalkung unternehmen? Sollte er mir keine guten Ratschläge
erteilen? Stattdessen sagt er nun, dass es nichts bedeuten muss, wenn Leber und
Bauchspeicheldrüse von außen gut aussehen. Das kann von innen ganz anders sein.
So nimmt er mir auch noch die Hoffnungen, dass Leber und Bauchspeicheldrüse
ordnungsgemäß funktionieren. Was für ein beschissener Morgen. Montag soll ich
wiederkommen, dann liegen die Werte vor. Wie gut täte mir jetzt ein wenig
Optimismus, aber Optimismus ist aus und ich habe nun ein ganzes Wochenende vor
mir, an dem ich weiter verkalken kann, bevor ich am Montag weitere
Informationen über meinen Zustand erhalte. Ich frage mich, ob ich das wirklich
will. Der Tag ist jedenfalls versaut. Vermutlich nicht nur der Tag.

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