Emden – Tag 1

Bevor es losgeht, muss ich noch ein Paket aus der Postbox abholen. Kaum dort angekommen, stelle ich fest, dass ich kein Telefon dabei habe und somit den Abhol-Code nicht nachschauen kann. Also nochmal nach Hause und wieder zurück. Nachdem das erledigt ist, stelle ich das Coupé in die Garage und nehme den Benz mit. Leichter Regen passt prima zur aktuellen Situation. Zurück zu Hause wische ich den Hausflur, da meine Nachbarn, die niemals die Fensterbank abwischen, mir Papierschnipsel vor der Tür verteilt haben, um mich an meine Pflicht zu erinnern. Was für Spinner.
Später fällt mir ein, dass ich die richtige Reifengröße vom Coupé nicht weiß, weshalb ich erneut zur Garage fahre, um das zu überprüfen, damit ich die Reifen nach meiner Rückkehr schon habe. Natürlich hat das Coupé eine Reifengröße, 205/50 R16, die scheinbar nicht so geläufig ist. Es gibt weniger Auswahl zu höheren Preisen. Zumindest bei Ganzjahresreifen und die will ich haben. Irgendwie ein unbefriedigender Urlaubsbeginn.

Kurz überlege ich, ob ich die 50 Kondome mit nach Emden nehmen soll, finde die Idee aber sofort absurd und verwerfe den Gedanken wieder. Stattdessen nehme ich die sechs Badeenten mit, obwohl ich in meiner Unterkunft keine Badewanne habe, um gemeinsam mit den Enten ein Bad zu nehmen. Aber weil ich den Enten versprochen habe, dass sie in jeden Urlaub mitkommen dürfen, kann ich sie jetzt nicht enttäuschen. Es reicht aus, wenn ich mich selbst ständig enttäusche.

Kurt nach 13.00 Uhr geht die Reise los und die Ankunft soll um 15.38 Uhr sein. Damit kann ich prima leben und weil die Autobahn nicht so voll ist, glaube ich an eine zügige Reise. Nach 90 Kilometern fällt mir ein, dass ich war die Tastatur mitgenommen habe, mein Tablet aber nicht. Ich muss echt mit mir kämpfen, um nicht zurückzufahren, um das Tablet zu holen. Manchmal sind meine Gedanken beängstigend, wie gut, dass ich dem Gedanken nicht nachgebe. Irgendwann erhalte ich von meinem TomTom den Hinweis, dass ein vierzig minütiger Stau auf mich wartet. Die alternative Strecke ist dreißig Minuten kürzer, weshalb ich mich dafür entscheide. Doch noch bevor TomTom mir sagt, wo es nun langgeht, geht TomTom aus. Wenn ich nicht so ein gnadenloser Romantiker wäre, hätte ich mein Smartphone zum Navigieren genutzt, aber das geht nun nicht mehr, weil es nicht erreichbar ist und es sowieso zu gefährlich ist, während der Fahrt damit zu navigieren. Als TomTom wieder bei Bewusstsein ist, ist es zu spät den Stau zu umfahren. Interessanterweise gibt es auch keinen Stau, obwohl wir laut TomTom mittendrin sind. Wenig später stehen wir dann doch im Stau und ich bin froh dass ich im Benz sitze, denn so ein Automatikfahrzeug ist im Stau eine feine Sache. Also klappe ich die Armlehne runter und mache es mir noch bequemer. Einige Minuten später stellen wir fest, dass nichts passiert ist, sondern die Autobahn nur einspurig wurde. Da kommt der deutsche Autofahrer meist nicht klar und produziert einen Stau. Mir hat diese Pause allerdings nicht gut getan, denn nun bin ich nur noch müde, gähne und will schlafen. Doch noch muss ich über eine Stunde fahren. Mittlerweile regnet es und der mehr als zehn Jahre alte Scheibenwischer des Benz schmiert ziemlich rum. Nicht schön, aber jetzt auch nicht zu ändern, obwohl ich einen neuen Scheibenwischer im Kofferraum liegen habe. Obwohl neu sollte ich ihn auch nicht nennen, da er schon seit mindestens acht Jahren im Kofferraum liegt.

Sechzig Kilometer später stehe ich hinter einem Polizeiwagen erneut im Stau. TomTom hat sich kurz vorher ausgeklinkt, zumindest den Teil, der Staus erkennt. Vielleicht gehört TomTom entsorgt. Wie schon beim letzten Stau ist auch hier nichts weiter passiert außer das aus zwei Fahrspuren eine wurde. Ein Klassiker auf deutschen Autobahnen. Später, die Autobahn ist längst Geschichte, biegt ein Typ mit seinem SUV vor mir auf die Straße. Von 100 bremse ich auf unter 50 ab, um den Mann nicht zu rammen. Schneller mag der Mann heute nicht fahren. Statt 100 fährt er erst 50, später reichen ihm 35. Es staut sich und als wir eine Ortschaft erreichen fahren wir nur noch knapp über 20. Doch es wird noch lustiger, denn als auf beiden Straßenseiten Busse stehen, hält der Typ exakt zwischen beiden Bussen an. Möglicherweise hat er eine Schwäche für Busse. Ich glaube nicht, dass er noch Auto fahren sollte, höchstens eine Postkutsche, aber was ich glaube ist unwichtig. Irgendwann biegt der verwirrte Mann ab und die Fahrt geht in normalem Tempo weiter. Als ich gegen 16.15 Uhr endlich an meinem Ziel ankomme, beginnt die Parkplatzsuche. Minutenlang fahre ich auf dem Kopfsteinpflaster im Kreis, dann entdecke ich tatsächlich eine Parklücke. Nachdem ich großartig eingeparkt habe, sagt mir ein Mann, dass es 15 Euro Strafe kostet, wenn man ohne Anwohnerausweis hier parkt. Was für eine gottverdammte Scheiße. Der Mann hat ein Tattoo-Studio, ist ganz angetan vom Benz und fragt, ob er ihn denn auch mal von Innen sehen dürfe. Eine fremde Frau hat mich so etwas noch nie gefragt. Irgendwie schade. Nachdem ich ihm den Benz gezeigt habe, kann er nicht glauben, dass der Benz noch nicht komplett neu lackiert wurde. Ich kann nicht glauben, dass es regnet und ich Umparken muss. Mein neuer Parkplatz ist direkt vor dem Eingang des Apartments, doch auch da darf ich nicht bleiben. Nachdem der Benz entladen ist, parke ich ihn ein paar Straßen weiter unter Bäumen. Nein, so war das alles nicht geplant. Mein Apartment ist natürlich größer als meine Wohnung, aber ich mag den Fußboden nicht. Parkett ist einfach nicht wohnlich. Immerhin habe ich einen Backofen, den ich zuerst für eine Mikrowelle hielt. Es ist bereits nach 18.00 Uhr als ich mir die Gegend anschauen will, doch schon bald versaut der Regen meinen Plan und ich muss zurück. Erst gegen 19.30 Uhr kann ich wieder los. So wandere ich beinahe ziellos umher und lande irgendwann am Hafen, von wo aus man nach Borkum transportiert werden kann. Vielleicht lasse ich mich morgen nach Borkum transportieren. Bevor ich mich auf den Weg zurück mache, finde ich noch einen Cache, weil ich mir vorgenommen habe, jeden Tag einen zu finden. Geocaching gehört für mich einfach zu einem Urlaub dazu, obwohl ich mir manchmal ziemlich blöd vorkomme, wenn ich irgendwo minutenlang herumsuche und dabei gesehen werde. Irgendwie war ich mir schon immer peinlich und werde es auch immer bleiben. Der Weg zurück dauert vierzig Minuten und als zurück bin, habe ich 11,7 km zurückgelegt. Ziemlich viel für einen einzigen Tag.

Ein echtes Problem habe ich mit den Handtüchern im Apartment. Ich kann mich nämlich nicht damit abtrocknen, weil sie furchtbar muffig riechen. Leider bin ich da sehr empfindlich und frage mich, wie ich nach dem duschen trocken werden soll. Bei so Gerüchen bin ich raus. Selbst das Trockentuch mag ich eigentlich nicht benutzen und überlege ernsthaft, ob ich mir Hand- und Trockentücher kaufen soll. Irgendwie erscheint mir das aber zu grotesk, zumal ich zu Hause keinen Platz für weitere Hand-und Trockentücher habe. Auch die Bettwäsche riecht für mich unangenehm, wie ich später feststellen muss. Keine Ahnung, wie jemand es hinkriegt, Wäsche so riechen zu lassen. Dafür ist die Matratze wirklich sehr bequem.

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